KOMMENTAR

Rückendeckung für Bundestrainer Wück

von Redaktion

Es war eine vielsagende Sequenz, die im Wimmelbild von Basel entstand. Als die Ekstase auf Rängen und Rasen nach dem EM-Drama der deutschen Fußballerinnen tobte, war zunächst niemand zu sehen, der mit Bernd Neuendorf und Andreas Rettig feixte oder feierte. Präsident und Geschäftsführer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) standen etwas verloren herum. Beide gehören ja auch nicht zur Delegation, die täglich die Annehmlichkeiten im Teamhotel auf dem Uetliberg genießen kann. Ständig dabei sind Ralph-Uwe Schaffert als Vizepräsident für sozialpolitische Aufgaben und Sabine Mammitzsch als Vizepräsidentin Frauen- und Mädchenfußball. Das Interview fürs ZDF gab jedoch Rettig, der einen „großartigen Abend für den deutschen Frauenfußball“ gesehen haben wollte. Da hat einer immer noch nicht verstanden, dass es ums Gesamtbild ging.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Mann vor seiner Inthronisierung durch Kumpel Neuendorf wenig bis gar keine Ahnung vom Frauenfußball hatte. Trotzdem gilt er als die treibende Kraft, Christian Wück intern versetzt zu haben. Vom männlichen Nachwuchs zum wichtigsten Aushängeschild der Frauen. Gewiss ein Wagnis. Doch mit der Willensleistung im Viertelfinale ist diese Baustelle geschlossen. Unangenehme Fragen wird sich kein DFB-Funktionär mehr stellen müssen.

Der Kraftakt stärkt die Position des Bundestrainers, obgleich Sportdirektorin Nia Künzer auch bei einem Ausscheiden an dem Quereinsteiger aus Überzeugung festgehalten hätte. Gerade rechtzeitig ist dessen (zu) risikoreicher Ansatz korrigiert, die Rückbesinnung auf deutsche Tugenden hat funktioniert. Und Wück siegt besonders gerne gegen Frankreich. Der 52-Jährige erinnerte selbst daran, dass er mit der U17 bei EM und WM 2023 jeweils das Finale gegen diesen Gegner im Elfmeterschießen gewann.

Dass die Französinnen bei mehr als 100-minütiger Überzahl mit einer erschreckenden spielerischen Einfältigkeit und mentalen Blockade anrannten, begünstigte die deutsche Willensleistung. Und auch das Spielglück half bei zwei knappen Abseitsentscheidungen mit. Ergo: Es kam einiges zusammen, dass die DFB-Frauen weiter von ihrem neunten EM-Titel träumen. Das Finale wird wieder in Basel gespielt.

Eine Bitte: Im Fall der Fälle, liebe Frauen, dann nehmt auch die Herren Neuendorf und Rettig mal ordentlich in den Arm.

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