(Nicht nur) das Spielfeld im Blick: Herbert Hainer. © IMAGO
München – Als die Fußballerinnen und Fußballer des FC Bayern im Mai im Rathaus zu Gast waren, war Herbert Hainer noch schlecht zu Fuß. Der blöde und vor allem schmerzhafte Beinbruch des Bayern-Präsidenten war noch nicht allzu lange her, aber als Hainer von unserer Zeitung auf seinen Gesundheitszustand angesprochen wurde, sagte er lächelnd: „Mit jedem Meistertitel wird es ein bisschen besser.“ Es war einer dieser Momente, in dem man dem 71-Jährigen ansah, was er meint, wenn er sagt: „Es ist eine Ehre für mich, Präsident des FC Bayern zu sein.“ Ein Satz, der in seiner bald sechs Jahre lang währenden Präsidentschaft schon häufig gefallen ist – und auch am Montag fiel, als er seinen Willen für eine dritte Amtszeit offiziell kundtat.
Gemunkelt worden war schon seit ein paar Tagen, zu Beginn der letzten Woche, in der an der Säbener Straße noch nicht wieder Hochbetrieb herrscht, machte Hainer nun Nägel mit Köpfen. Um 10.01 Uhr ging die Pressemitteilung mit der Überschrift „Herbert Hainer stellt sich wieder zur Wahl“ ein. Stimmt der Verwaltungsbeirat am 5. September zu und nominiert satzungsgemäß die Kandidaten für das Präsidium – neben Hainer wollen auch Dieter Mayer und Walter Mennekes als 1. bzw. 2. Vizepräsident weitermachen –, wird es bei der Jahreshauptversammlung im Herbst zur Abstimmung kommen. Gegner an diesem Wochenende ist passenderweise Bayer Leverkusen. Und da das Spiel der beiden deutschen Schwergewichte wohl als Spieltags-Topspiel angesetzt werden wird, ist Sonntag, der 2. November, der wahrscheinlichste Termin für die Zusammenkunft der Mitglieder. Der Plan ist klar: erst ein Sieg – dann die Wiederwahl.
Hainer kennt das Prozedere, er hat es im Jahr 2022 bereits durchlaufen. 83,1 Prozent votierten damals für den langjährigen Adidas-Chef, deutlich weniger als noch 2019, als er mit der überwältigenden Mehrheit von 98,1 Prozent die Nachfolge von Uli Hoeneß angetreten hatte. Das Reizthema Katar-Sponsoring – auf der JHV 2021 gab es auch „Hainer raus!“-Rufe – hatte Zuspruch gekostet. Als „Stahlbad, das im Nachhinein ein entscheidender Wendepunkt wurde“, bezeichnete Hainer diesen Abend später. Seit dem Einschnitt lebt Hainer im Alltag vor, was ihm „wichtig“ ist: „Dialog, und auch hier hat der Verein in den vergangenen Jahren Maßstäbe gesetzt.“
Das am Montag verbreitete Zitat klingt wie eine Bewerbungsrede, die er freilich nicht mehr halten muss. Er nennt die Schlagworte „Leidenschaft, Mut, Klarheit und Miteinander“ und betont, „Präsident von allen“ sein zu wollen. So wie der FC Bayern für ihn seit Kindesbeinen an eine Heimat war, soll er es für seine inzwischen 410 000 Mitglieder sein: „Dafür steht unser Präsidium – auch in Zukunft.“
Worte, die stark klingen, für die Hainer aber gebraucht hat. Der Tod seiner Frau Angelika im August 2024 hat ihm stark zugesetzt, er nahm sich die nötige Zeit für die richtige Entscheidung. Dass es aus dem Verein überwiegend Rückenwind gab, hat ihn darin bestärkt, weiter vorwegzugehen. Das geht jetzt übrigens wieder schmerzfrei. Nach dem dritten Titel (Basketball) ist auch der Fuß so gut wie ausgeheilt…HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER