Man kennt sein Gesicht: Maxi Kastner ist beim Marketing vorne mit dabei. © IMAGO
Dem deutschen Eishockey, so heißt es, fehle es an Gesichtern, weil die Spieler Helme und Visiere tragen. Einige Medien und Werbepartner bemühen sich, die Stars der Branche auch ohne Ausrüstung zu zeigen. Maxi Kastner (32) lässt sich gerne darauf ein. Der Nationalspieler aus München hatte vorige Saison seinen großen Auftritt in einem TV-Spot des Discounters Penny und war auch bei den diesjährigen Marketingmaßnahmen der Nationalmannschaft in Ingolstadt vorne mit dabei.
Maxi, wir sprechen zwischen zwei Drehterminen, die scheinen ihnen keine Last zu sein.
Es ist ein Tapetenwechsel, der viel Spaß macht. Und wir sind Profis genug, um zu wissen, dass wir den Sponsoren mit unseren Reichweiten was zurückgeben müssen.
Welche Rollen mussten sie diesmal mimen?
Es war alles – von Aufsagern bis zum Entweder-oder-Spiel und wer den anderen besser kennt. Da hatte ich es mit Lukas Reichel (Chicago Blackhawks, d. Red.) zu tun. Wir kannten uns gut und jetzt noch besser.
Ihre Saison endete Mitte Mai. Wie war der Sommer?
Kurz, aber sehr schön, ich hatte Junggesellenabschiede und Hochzeiten von Freunden und war mit meinem Sohn für fünf Tage auf Kreta.
2023 wurden Sie Vizeweltmeister, 2024 standen Sie im Viertelfinale, 2025 endete die WM mit der Vorrunde. Wann trat der WM-Frust in den Hintergrund?
Das hat ein paar Wochen an mir genagt, weil wir das Potenzial hatten, weiterzukommen. Ich wandle den Frust aber in Motivation um und sage: Nächstes Jahr soll‘s besser werden.
Das Turnier begann mit drei Siegen, Pflichtsiegen, die nächsten vier Spiele gingen verloren.
Die wir schlagen mussten, haben wir geschlagen. Gegen die großen Nationen haben uns Konstanz und Konzentration über 60 Minuten gefehlt. Und am Ende hatten wir gegen die Dänen ein Do-or-die-Spiel, das wir verloren haben, unglücklich, im Penaltyschießen. Über 60 Minuten waren wir die aktivere Mannschaft, doch im Eishockey ist es nicht immer so, dass der Bessere gewinnt.
Der Kader war personell nicht gravierend anders als zuvor, es wirkte jedoch, als hätte sich die Mannschaft in Dänemark nicht gefunden.
Die letzten zwei Jahre war es vom Charakter definitiv anders. An fehlendem Teamgeist lag es dennoch nicht: Jeder ist mit jedem ausgekommen, hat mit jedem was gemacht und den anderen gemocht.
Wurde zu sehr die spielerische Lösung gesucht und die Identität des Teams vernachlässigt?
Ziel Nummer eins war es, die Dinge spielerisch zu lösen – aber am Ende musst du auch mal den einfachen Schritt machen, die Scheibe tief spielen. Wir sind in gewissen Situationen Gefahren eingegangen.
Herning als Austragungsort Ihrer Gruppe stand in der Kritik.
Es war eine schöne ruhige Stadt, aber ich muss nicht unbedingt noch einmal hin.
In der WM-Analyse des Verbandes heißt es: Das Aus nach der Vorrunde habe den Vorteil, dass die Erwartungen wieder etwas heruntergeschraubt würden. Aber verträgt sich das mit dem Ziel, dass das Erreichen des Viertelfinales Standard sein sollte?
Vielleicht hilft dieses Jahr, der Öffentlichkeit klarzumachen, dass die anderen Nationen sich auch weiterentwickeln. Aber wenn wir Spieler nicht an uns die die Erwartung hätten, das Viertelfinale zu erreichen, bräuchten wir nicht anzutreten. Dieses eine Jahr ändert daran nichts.
2026 drängt alles zu Olympia. Gehen Sie im Kopf den möglichen Kader gelegentlich durch? Die Plätze sind knapp.
Es ist ein Traum von mir, irgendwann mal Olympia zu spielen. Dass die NHL-Spieler dabei sind, macht es nicht einfacher. Aber noch reizvoller, man spricht vom besten Turnier aller Zeiten. Außerdem ist Olympia nur alle vier Jahre, die Karriere ist begrenzt, es könnte die letzte Chance für mich sein. Das Spannendste an Olympia ist Eishockey, da sind bei mir Kindheitsträume mit dabei.
Welcher?
Ich habe mal einen Brief geschrieben, dass ich in der NHL spielen werde, das hat leider nicht geklappt – aber die Nationalmannschaft und Olympia kamen darin vor.
Ein Brief? Wer war der Adressat?
Mein Opa. Er hat gesagt, ich soll einfach mal aufschreiben, wie ich mich in der Zukunft sehe. Da war ich sieben, acht, neun. Ich glaube, dass ich den Brief noch auf dem Handy habe.
2026 ein Turnier mit den Besten der Welt – gegen wen möchten Sie mal gespielt haben?
Gegen Kanada mit Connor McDavid, Cale Macar, Nathan MacKinnon – das könnte man den Kindern mal erzählen.
Was ist der Unterschied zwischen NHL-Größen und einem DEL-Spieler?
Die Feinheiten, die Skills, die visuelle Wahrnehmung und dass automatisch alles einen Tick schneller geht.
Deutschland wird auch einen der NHL-Superstars in seinen Reihen haben: Leon Draisaitl.
Mit Leon zu spielen, wäre eine Erfahrung für sich und ein Privileg. Und sicher ein positiver Effekt für die deutsche Nationalmannschaft.
INTERVIEW: GÜNTER KLEIN