Das Phantom hat ein Gesicht: Thoma in einem fünf Jahre alten Bericht auf wwd.com.
München – Die Löwen und ihr geplatzter Investoren-Deal – die Sache wird immer verworrener. Täglich kommen neue Details ans Licht. Nun hat sich erstmals der Mann zu Wort gemeldet, der für so viel Wirbel gesorgt hat – als angeblicher Kaufinteressent, als Phantom, von dem im Internet gerade mal ein Foto zu finden ist. Das 1860-Portal db24 zitiert aus einem Gespräch mit dem Wahl-Schweizer, der mit dem ehemaligen 1860-Präsidium und Hasan Ismaiks Juristen am Verhandlungstisch saß.
Spannend: Matthias Thoma war nach eigener Darstellung nur ein Strohmann. „Ich wäre nicht der Käufer gewesen, sondern habe nur für den vorgesehenen Käufer gesprochen. Das hat bislang noch keiner kommuniziert“, wird er zitiert. Dabei behielt Thoma für sich, für wen er Ismaiks Anteile erwerben sollte, anfangs war von einer „Familien-Holding“ die Rede. Ähnlich geheimnisvoll äußert sich der Mittelsmann zum geplatzten Verkaufsprozess: „Ich will nicht weiter Öl ins Feuer gießen. Ich weiß aber, warum es so gekommen ist.“
Bei der Gelegenheit nimmt Thoma etwas überraschend den am Montag als Aufsichtsrat zurückgetretenen Ex-Vize Karl-Christian Bay in Schutz: „Bay war von Anfang bis Ende nicht involviert. Er hat auch keine Auswahl getroffen. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen.“ Ismaik sei er dagegen nicht begegnet: „Ich habe nie mit Herrn Ismaik selbst gesprochen, das war für mich von Anfang an sehr seltsam. Es gab nur Kontakt zu seinen Juristen.“
Auch Ismaik selbst findet vieles seltsam – er wähnt sich in einer Inszenierung und fühlt sich hintergangen. Sein Standpunkt: „Vergangenes muss aufgearbeitet werden – aber entscheidend ist, wie wir gemeinsam nach vorne schauen.“
Gegenüber unserer Zeitung kündigte Ismaik an, am Montag nach München zu kommen. Auf seinem Plan steht ein Treffen mit Präsident Gernot Mang. Der Reisinger-Nachfolger will mit Ismaik über Themen sprechen, die durch den geplatzten Deal auf Eis liegen, für den e.V. jedoch von zentraler Bedeutung sind: Stadion-Ausbau, Bau einer Sporthalle. Auch Ismaiks Zukunftspläne dürften zur Sprache kommen; bei Facebook schrieb er, dass er verkaufsbereit bleibe: „Ich wiederhole noch einmal: Wenn es jemanden gibt, der 1860 mehr bieten kann als ich – dann möge er mit einem ernsthaften Vorschlag vor mich treten. Wenn es das Beste für 1860 ist, bin ich jederzeit offen für ein Gespräch.“ Bei 57 Millionen Euro soll er Thoma einen Verkauf zugesagt haben. Die Löwen, so scheint es, haben jetzt ein Preisschild.ULI KELLNER