Die Dauerkarten? In Rekordzeit ausverkauft. Die neuen Trikots? Ansturm auf die Fanshops, das Design wird sogar von Nichtlöwen gefeiert. Und die neue Mannschaft erst? Aufstiegsfavorit bei den Buchmachern, vom eigenen Anhang schon jetzt ins Herz geschlossen – nicht nur wegen der Rückkehrer Volland und Niederlechner, die für ein besseres Taschengeld ihre persönliche Löwen-Story abrunden wollen. Gab es mal einen Sommer, in dem der TSV 1860 so viele positive Nachrichten geliefert hat? Wenn, dann ist es lange her. Zum Leidwesen der Sportlichen Leitung steht im Fokus gerade eine andere 1860-Mannschaft – jene Riege aus Funktionären, Anwälten und Gesellschaftervertretern, die ebenfalls täglich liefert: Negativschlagzeilen.
Vor acht Tagen platzte die Seifenblase vom Verkauf der Ismaik-Anteile – und mit ihr das Märchen von einer angeblich seriösen Schweizer Familien-Holding, die den Löwen jeden Wunsch erfüllen wollte. Schuldenfreiheit! Stadionausbau! Die ersehnte Sporthalle! Heute steht der Verdacht im Raum, dass 1860 professionellen Hochstaplern auf den Leim gegangen ist. Briefkastenfirma statt Familienbetrieb. Ein dubioser „Matt“ Thoma – erst Phantom, dann nicht mal Hauptfigur eines undurchsichtigen Firmengeflechts. Typisch 1860, sagen viele. Widersprechen mag man nicht, denn wo sonst liegen die Gegensätze näher beieinander? Große Pläne und große Pleiten, Traum und Albtraum.
Wie man es auch dreht und wendet: Keiner kommt bei dieser Posse gut weg. Die eine Seite hat sich von einer Fabelsumme blenden lassen, die andere von der Aussicht auf einen triumphalen Abgang. Auf der Strecke geblieben ist die Sorgfaltspflicht. Immerhin: So richtig Schaden genommen hat niemand – außer das Image. Hasan Ismaik scheint weiterhin verkaufswillig zu sein, und allzu schwer dürfte es nicht sein, es beim nächsten Mal besser zu machen. Professioneller!
Ratsam wäre in jedem Fall, künftige Kaufinteressenten genau unter die Lupe zu nehmen – und für Ismaik könnte es sich lohnen, auch ein momentan nicht so hohes Angebot zu prüfen. Lieber einen satten Nachschlag für den Aufstiegsfall aushandeln, als am Ende wieder mit leeren Händen dazustehen. Der Drittliga-Start in Essen naht. Die Chance ist da, dass die Löwen in der neuen Saison viele Positivschlagzeilen liefern – und die Politik in den Hintergrund drängen.