La Plagne – Phil Bauhaus quälte sich mit einer Dreiviertelstunde Verspätung hinter Tadej Pogacar den Col de la Loze hinauf, kämpfte in den Alpen wie ein Löwe ums sportliche Überleben. Wie schon am Ventoux, wie schon in den Pyrenäen. Typisches Sprinterschicksal eben. Nur: Diesmal wartet am Ende der Qualen für die schnellsten Leute der Tour de France kein großer Showdown: Nach „Märtyrerbergen“ in Serie steht am Sonntag der dreimalige Montmartre dem klassischen Massenspurt auf den Champs Élysées im Weg.
Fünf echte Siegchancen hatten die Sprinter bei der 112. Großen Schleife. Noch 2017 gewann alleine der damalige Topspurter Marcel Kittel fünf Etappen, insgesamt gingen zehn von 21 Tagessiegen an Sprinter. Und selbst an der allerheiligsten Sprint-Kuh schnibbelten die Organiatoren. „Mein Traum war es immer, einmal auf den Champs Élysées zu sprinten“, sagt Bauhaus. Doch das rückt durch den Montmartre in weite Ferne.
Das Sprinter-Schattendasein ist gewollt – das sieht auch Rolf Aldag, einst Zabel-Lokomotive im Telekom-Sprintzug, so. „Das wird sehr bewusst so gemacht“, sagt der heutige Sportliche Leiter des Red-Bull-Teams: „Selbst als Radsport-Experte kann man sich nicht unbedingt eine sechsstündige Sprint-Etappe von Anfang bis Ende im TV anschauen.“
Die Tour soll eine dreiwöchige Erzählung mit großen Hauptfiguren sein – Pogacar, Vingegaard, Lipowitz. Und da ist es wie in einer Serie: Zu viele Nebenfiguren wie ein Bauhaus stören den Fluss.SID