„Neue Ära“ oder Stillstand: Quo vadis, deutscher Fußball?

von Redaktion

Mehr Talente, mehr Professionalität: Nach dem EM-Aus rücken der DFB und die Vereine in den Fokus

Ein großes Talent: Carlotta Wamser (21). © Gollnow/dpa

Zürich – EM-Heldin Ann-Katrin Berger drückt ihrer Verlobten Jessica Carter im Finale die Daumen, die verletzte Giulia Gwinn schuftet in der Reha für ihr Comeback. Das Ende aller Titelträume verarbeiten die deutschen Fußballerinnen dieser Tage auf ganz unterschiedliche Weise. Und während die DFB-Frauen die Enttäuschung allmählich verdauen, läuft andernorts längst die Aufarbeitung eines Turniers, das DFB-Chef Bernd Neuendorf zufolge „eine neue Ära“ einleiten soll. In vielerlei Hinsicht.

Dass im deutschen Fußball etwas passieren muss, um die Top-Nationen nicht weiter aus den Augen zu verlieren, darüber sind sich alle einig. „Ganz Deutschland muss einfach schauen, dass wir die richtigen Schlüsse ziehen, um irgendwann eine Mannschaft zu haben, die solche Turniere gewinnen kann“, sagte Bundestrainer Christian Wück nach dem Halbfinal-Aus gegen den Weltmeister Spanien (0:1 n.V.). Nur wie lässt sich der Fußball auf die nächste Stufe heben?

Ein Punkt ist die Optimierung der Talentförderung, von der auch Wück immer wieder spricht. „Im Juniorenbereich“ sei der deutsche Fußball „da viel, viel weiter als im Juniorinnenbereich“. Ihm geht es aber auch darum, dass aussichtsreiche Talente wie Carlotta Wamser (21) oder Franziska Kett (20) mehr Spielzeit in ihren Vereinen bekommen.

Die Verantwortlichen sehen die Bundesliga mit ihren Vereinen als großen Hebel. Aktuell scheint die deutsche Eliteklasse im internationalen Wettbieten an Attraktivität zu verlieren, zuletzt zog es zumindest Nationalspielerinnen wie Jule Brand (Olympique Lyon), Sydney Lohmann (Manchester City) oder Kathrin Hendrich (Chicago Stars) zu finanzstarken Klubs ins Ausland.

Ein Konzept mit wichtigen Weichenstellungen soll laut DFB bis zum Bundestag des Verbandes im November stehen. In dieser Saison tritt immerhin eine Neuerung in Kraft: Erstmals spielen 14 statt zwölf Vereine in der aufgestockten Bundesliga. Die Aufsteiger Hamburger SV, Union Berlin und 1. FC Nürnberg bringen Strahlkraft mit, Highlightspiele in großen Stadien sollen den Fanandrang ankurbeln.

Die EM-Auftritte der DFB-Frauen dürften als Katalysator dienen. Auch durch eine erfolgreiche EM-Bewerbung für 2029, über die am Ende des Jahres entschieden wird, erhofft sich der DFB nochmals einen gewaltigen Schub. Nicht zuletzt die „unfassbaren Einschaltquoten“ bei der EM hätten gezeigt, sagte Neuendorf, „was mit dem Frauenfußball passiert in Deutschland“.SID

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