Fachmann: Dr. Reinhard Schneiderhan im OP. © Müller
Unterm Messer statt auf dem Platz: Ter Stegen. © IMAGO
München – Rätselraten im Rücken-Drama um Marc-André ter Stegen – wie schnell kann die angekündigte OP den Nationaltorhüter wieder auf die Beine bringen? Auf der einen Seite streitet der 33-Jährige mit seinem Noch-Club FC Barcelona, ob drei oder eher vier Monate Ausfallzeit realistisch sind. Auf der anderen Seite werden Zweifel laut, ob der Eingriff überhaupt eine gute Idee ist.
„Ich hoffe sehr, dass seine Entscheidung für eine große OP gut überlegt ist. Für die meisten Probleme am Rücken – auch schwerwiegendere – stehen heute auch minimalinvasive Methoden zur Verfügung, die deutlich schonender sind“, sagte der erfahrene Münchner Wirbelsäulen-Spezialist Dr. Reinhard Schneiderhan unserer Redaktion. Schneiderhan, der bereits Stones-Gitarrist Keith Richards und Pop-Star Justin Bieber verarztete, gilt selbst als begeisterter Sportler. Seine Tochter Sophia ist mit Michael Ballack liiert.
Für ter Stegen wäre es bereits die zweite OP an der Wirbelsäule binnen zwei Jahren, damals lag er wegen eines schmerzhaften Bandscheibenvorfalls unterm Messer. Welche genaue Diagnose nun vorliegt, ließ der Barca-Keeper offen. „Er leidet offensichtlich unter starken Schmerzen, verständlich, dass er diese gerne loswerden möchte. Ich hoffe allerdings, dass er sich nicht aus Panik heraus für einen großen Eingriff entschieden hat“, analysiert Schneiderhan skeptisch und gibt zu bedenken: „Eine Rücken-OP ist nicht immer die beste Wahl.“
Er kenne die genaue Diagnose im Fall ter Stegen nicht, räumt der Mediziner ein, aber eine Zwangspause von drei oder gar vier Monaten spreche für eine größere Operation. Wenn mit einer derart langen Genesungszeit kalkuliert werde, sei es wahrscheinlich, dass beschädigte oder degenerierte Teile der Wirbelsäule repariert oder stabilisiert werden müssen. Es könnte zudem sein, dass auch Bandscheiben oder Knochenanteile entfernt werden müssen. „Dazu kommt, dass möglicherweise Narbengewebe von früheren Eingriffen auf die Nerven drückt und massive Schmerzen verursacht.“
Gerade bei der Behandlung solcher Schmerzsymptomatiken verfügt Schneiderhan über jahrzehntelange Erfahrung. Der Orthopäde, der in seinem interdisziplinären Wirbelsäulenzentrum in Taufkirchen auch Neurochirurgen beschäftigt, setzt in den meisten Fällen minimalinvasive Methoden ein, darunter den sogenannten Wirbelsäulenkatheter. Dabei spritzt er unter Röntgenkontrolle eine spezielle Medikamentenmischung an die schmerzauslösenden Stellen: „Sie besteht aus Schmerzmitteln und einer Natriumclorid-Enzymlösung und bewirkt eine Schrumpfung des Bandscheibengewebes. Dadurch wird die bedrängte Nervenwurzel entlastet.“BEZ