Müde, aber zufrieden: Anna Elendt. © Yongrit/EPA
Im Silberglück: Turmspringerin Pauline Pfeif. © Marit/AFP
Singapur – Nach dem letzten Sprung flossen erst einmal die Tränen. Pauline Pfeif schaute ungläubig auf die Anzeigetafel, schlug die Hand vors Gesicht und fiel dann erst einmal Bundestrainer Christoph Böhm in die Arme. So überwältigend war der Moment. Die 23-jährige Berlinerin hatte bei der WM in Singapur vom Turm Silber gewonnen. Musste sich mit ihren 367,10 Punkten nur der Chinesin Chen Yuxi geschlagen geben, deren Landsfrau Xie Peiling sich mit Bronze begnügen musste.
Natürlich war diese Leistung der größte Erfolg ihrer noch jungen Karriere nach EM-Silber im Vorjahr in Belek (Türkei). Und die Frau, die sich seit ihrem fünften Lebensjahr dem Wasserspringen verschrieben hat, ließ auch ihre ganze Sparte aufatmen. Denn den DSV-Springern drohte längst die nächste Nullnummer nach der Weltmeisterschaft in Doha und den Olympischen Spielen in Paris.
Dieses Problem haben die Beckenschwimmer in Singapur inzwischen zumindest teilweise hinter sich gelassen. Am Donnerstag konnten die DSV-Asse allerdings nicht nachlegen. Am heftigsten erwischte es Lukas Märtens. Am Morgen nach seiner zweiten WM-Medaille scheiterte er sogar im Vorlauf in seiner Nostalgie-Disziplin über 200 Meter Rücken. „Mit der Zeit kommt man normalerweise ins Halbfinale. Es war heute Morgen sehr schnell“, wunderte sich der Weltmeister und Olympiasieger, nachdem er nur auf Rang 20 gelandet war. Seine Nebenstrecke liegt ihm besonders „am Herzen“, weil er mal „vom Rückenschwimmen kam“. Die Enttäuschung allerdings hielt sich in Grenzen, betonte der Magdeburger: „Ich habe zwei Medaillen, also nein.“
Anna Elendt erging es da zumindest besser. Trotz des heftigen Schlafmangels infolge des Trubels nach ihrem sensationellen Goldcoup erreichte sie über 200 m Brust immerhin als Zehnte das Halbfinale. „Ein paar Stunden mehr wären super gewesen, vielleicht noch einmal schlafen“, meinte sie 40 Stunden nach ihrem Triumph über 100 m, „aber andere Leute machen es ja auch.“
Auch hier schimmerte durch: Die Frankfurterin, die in Texas lebt und trainiert, ist quasi der Gegenentwurf zu Märtens. Hier der ruhige, sachliche Magdeburger, der in seiner Heimatstadt tief verwurzelt ist und in der Gruppe von Bundestrainer Bernd Berkhahn mit Florian Wellbrock und seiner früheren Lebensgefährtin Isabel Gose trainiert. Da die emotionale, manchmal chaotische Elendt, die schon mit 18 Jahren das Abenteuer in Amerika suchte. Und inzwischen einen Universitätsabschluss in der Tasche hat, mit hörbarem Akzent deutsch spricht und nach den Plänen des Schwimmgurus Bob Bowman trainiert, der einst Superstar Michael Phelps formte.
Leicht zu erraten: Elendt will ihrer Wahlheimat weiter treu bleiben. Zumindest bis zu den Spielen in Los Angeles 2028 will die 23-Jährige in Austin, Texas, bleiben, weiter an ihrer ehemaligen Uni mit Stars aus den USA und dem Ausland trainieren. Fast alle dort haben olympische Medaillen – ein Niveau, das man in Deutschland nur in Magdeburg findet, wo man seit 2018 insgesamt 45 Medaillen bei Großereignissen sammelte. Vor allem vor dem finanziellen Hintergrund beeindruckend: In den USA fließt viel Geld aus dem Football ins Schwimmen. In Magdeburg herrscht Mittelknappheit.SID/DPA