„Zeig dich, Thoma!“

von Redaktion

Ismaik wittert Intrige bei geplatztem Verkauf – Schadenersatz für 1860?

Sehnsucht nach einem Leben in Frieden: Hasan Ismaik.

„Wer hat Sie angeheuert?“ Hasan Ismaik will herausfinden, wer Matthias Thoma wirklich ist und für wen er arbeitet.

Frühstück mit Mr. Hasan: Ismaik beim Interviewtermin mit Sportredakteur Uli Kellner im Charles-Hotel. © Oliver Bodmer (3)

München – Im Frühstücksraum des Charles ist alles angerichtet. Obst-Arrangement, Croissants im Brotkorb, frisch gepresster Saft. Hasan Ismaik trinkt schwarzen Kaffee, isst dazu ein Omelett mit Käse und Chili. Drei Stunden nimmt er sich Zeit für unsere Zeitung. Er wirkt aufgeräumt. Lediglich die Morgenlektüre hat ihn aufgewühlt an diesem Mittwoch. Die „Sport-Bild“ druckte Passagen aus dem E-Mail-Verkehr zwischen Ismaiks (Ex-)Anwälten und Matthias Thoma.

Thoma ist der Mann, der ihn bei 1860 rauskaufen wollte. Dann säße Ismaik jetzt kaum noch hier. Natürlich kommt er auf den dubiosen Nichtkäufer seiner Anteile zu sprechen.

Bis heute versteht Ismaik nicht, warum das Geschäft geplatzt ist. „Der Prozess hätte einer gründlicheren Compliance-Prüfung unterzogen werden müssen“, sagt er mit einem Ton professionellen Bedauerns. „Ich wurde erst eine Woche vor dem Notartermin informiert, und das Angebot sah auf dem Papier perfekt aus.“ Ein in München geborener Millionär, der sein Vermögen mit Kryptowährungen gemacht hat. Thoma bot 53,5 Millionen Euro für Ismaiks Anteile. Es wäre wie ein Traum für die Löwen gewesen – und für Ismaik. Aber dann entwickelte sich der gemeinsame Traum vom Verkauf zum Albtraum.

Am 18. Juli, knapp zwei Wochen nach der viel beachteten Pressemitteilung, zog Ismaik den Stecker: „Er hat nicht gezahlt, jede Frist verstreichen lassen.“ Kein Geldeingang, keine Anteile. Im Nachhinein vielleicht besser so. War Thoma am Ende nur ein Strohmann? Neben der Helvetic Corporate Finance AG, die Thoma vertritt, ist laut der „Sport-Bild“ eine weitere Briefkastenfirma verwickelt: MMM Trust, Jersey.

Ismaik hat inzwischen viele Gerüchte gehört, wähnt sich in einer schlechten Inszenierung. „Ich fordere diesen Herrn Thoma jetzt auf: Zeigen Sie sich! Wer sind Sie? Ein Schauspieler? Wurden Sie angeheuert? Und wenn ja, von wem? Alles wirkt wie ein sehr hinterhältiges Spiel.“ Kurz wird Ismaik laut, fuchtelt energisch mit den Armen. Alles geht jetzt von vorne los, denn sein Entschluss zum Verkauf steht. 1860 raubt ihm zu viel Energie. Auch sein Umfeld hätte ihm dazu geraten, einen Schlussstrich zu ziehen.

Klar ist für Ismaik: Der geplatzte Deal wird ein juristisches Nachspiel haben. „Es wird Konsequenzen geben“, kündigt er an: „Rein rechtlich habe ich nun Anspruch auf Schadenersatz. Und diese Entschädigung würde ich sehr gerne an 1860 weitergeben.“ Nach Informationen unserer Zeitung wären das 15 Prozent vom vereinbarten Kaufpreis (53,5 Mio. Euro), also rund 8 Millionen Euro. Ob bei Thoma etwas zu holen ist, ist allerdings fraglich. „Sport-Bild“ berichtet auch von einem geplanten Hauskauf Thomas im Süden Deutschlands. Auch da sei am Ende kein Geld geflossen. Die Dinge wiederholen sich. Wie jetzt auch in Ismaiks Leben.

Dass er das Kapitel 1860 nur noch zum Ende bringen will, wird an diesem Mittwoch mehr als deutlich. Ismaik träumt von einer „Atmosphäre des Friedens“, will sich lieber seinem Studium widmen. Gerade schreibt er an einem Buch, das nächstes Jahr erscheinen soll. Ein Vergleich der drei großen Weltreligionen, die im Kern das Gleiche wollen – nur unterschiedlich interpretiert werden. So wie Ismaik und die Löwen. Oft seit 2011 hatte man das Gefühl, dass beide Seiten von unterschiedlichen Dingen sprachen – am Ende aber ein und denselben Club meinten.

Sein Appell: „Wenn jemand 1860 mehr bieten kann als ich, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt.“ Die Verhandlungsbasis liegt bei 53,5 Millionen Euro. Bei diesem Betrag hätte Ismaik eingeschlagen. Im Chiffre-Teil einer Zeitung würde der Zusatz erscheinen: Bitte nur seriöse, ernst gemeinte Angebote!

Und dann? Vom Erlös, erzählt Ismaik, will er ein Anwesen im Alpenraum kaufen – und 1860 als Sponsor erhalten bleiben. Er liebt das Klima, die bayerische Kultur, die schöne Landschaft. Auf deutschen Straßen setzt er sich auch gerne selbst ans Lenkrad. Sicher kein Zufall, dass er sich erkundigte, wie lange man wohl fahren würde bis Essen, wo 1860 heute spielt. Motto: Einmal Löwe, immer Löwe. Aber auch: Einmal Investor – und sicher nie wieder.ULI KELLNER

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