Gedenkkerzen in der Pfarrkirche St. Martin in Garmisch.
Verunglückt: Laura Dahlmeier. © Balk/dpa, Thomas Sehr
Marina Krauss (2. v. r.) und Thomas Huber (2. v. li.) bei der improvisierten Pressekonferenz in Pakistan. © Balti/AFP
München – Die besten deutschen Sportler gedenken Laura Dahlmeier bei den Finals in Dresden mit Schweigeminuten, die Biathleten starten beim „Blinkenfestival“ in Norwegen mit Trauerflor. Derweil zieht es die Weggefährten der tragisch Verunglückten Bayerin in Pakistan wieder in die Berge. Er habe sich überlegt, wie es jetzt weitergehen solle, „aber du, Laura, gabst mir schon die Antwort“, schrieb ihr guter Freund Thomas Huber (58) bei Instagram. Deswegen gehe es für ihn am Samstag wieder ins Choktoi-Tal, um den Weg weiterzugehen, „den auch Laura gegangen wäre“.
Dies sei eine Art Flucht, um das Erlebte zu verarbeiten „und endlich weinen zu dürfen“, erklärte der am Rettungsversuch beteiligte Huber weiter: „Vielleicht wird uns in solchen Momenten bewusst, dass es in unserem Leben keine Garantien gibt, auch wenn wir versuchen und glauben, alles absichern zu können.“ Der Tod klettert mit beim Bergsteigen, dessen sind sich alle Hochalpinisten bewusst. Dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb strahlt ihr Sport eine besondere Faszination aus, der sich Dahlmeier nie entziehen konnte.
Sie selbst fiel am Laila Peak in Pakistan wohl einem unvorhersehbaren Wärmeeinbruch zum Opfer, so Hubers Einschätzung. „Es hatte einen trockenen Winter, deswegen wenig Schnee in der Nordwestwand, dennoch waren die Verhältnisse während ihres Aufstiegs gut und sicher“, sagte Huber und erklärte weiter: „Der Berg war am Folgetag ein anderer als die Mädels gestartet sind und sie wären unter diesen Bedingungen nie gegangen.“
Nach dem Flug mit dem Hubschrauber zum Unglücksort, so Huber auf Instagram, sei klar gewesen, dass Dahlmeier nicht mehr lebte. Nach mehrmaligem Überflug „wussten wir, dass Laura zu ihrem letzten Gipfel aufgestiegen war“.
Wäre Dahlmeier noch am Leben gewesen, „hätten wir mit Einsatz unseres Lebens alles gegeben. Es ändert sich in dem Moment, in dem der Verunglückte tot ist, dann ist jedes Risiko eines zu viel.“ Laura Dahlmeier hatte verfügt, dass niemand sein Leben riskieren dürfe, um ihren Leichnam zu bergen.
Huber bat darüber hinaus um Respekt bei der Berichterstattung und in Kommentaren, die sich auf die improvisierte Pressekonferenz am Donnerstag in Skardu bezogen. „Viele eurer anschließenden Kommentare waren respektlos, und ihr habt keine Ahnung, was in uns allen vorgeht, wenn wir diese Geschichte vor laufender Kamera erzählen.“
Er habe bislang „kaum Zeit“ zur Verarbeitung gehabt. Es sei vielmehr darum gegangen zu „funktionieren“, und dafür müsse man „rational“ bleiben. „Das sind die Momente, in denen jede Emotion beiseite gelassen werden muss und der klare Verstand die einzige Maxime sein darf“, sagte Huber.
Er sei nun „froh“, ab Samstag wieder „in den Bergen sein zu dürfen, mich von dieser Welt abzukoppeln und endlich weinen zu dürfen“, betonte Huber: „Ich hoffe, dass wir alle, besonders Marina, die Zeit bekommt, es gut zu verarbeiten. Und so gut kannte ich Laura, dass es ganz ihn ihrem Sinn wäre, dass jetzt endlich Ruhe einkehrt.“