Elfmeter! Diaz holte den Strafstoß raus. © IMAGO
Im Bayern-Fieber: Diaz-Frau Gera Ponce. © Instagram
Bayerns neue Flügelzange: Doppeltorschütze Olise und Diaz machten Lust auf die Saison. © IMAGO
Das Tor zieht ihn an: Luis Diaz war an vier Großchancen beteiligt. Nur ein Treffer gelang ihm beim 2:1 gegen Lyon noch nicht. © IMAGO
München – Es war vergleichsweise wenig los an diesem verregneten Samstag in der Allianz Arena. Nicht wie gewohnt 75 000, sondern nur 34 500 Zuschauer hatten sich auf nach Fröttmaning gemacht – dementsprechend hatte der Testkick gegen Olympique Lyon kaum etwas mit einem echten Heimspiel des Rekordmeisters gemein. Keine Südkurven-Gesänge, kein rot-weißes Fahnenmeer, nicht mal die Spielernamen wurden laut mitgerufen. Lediglich ein Mann durfte für einen minikleinen Moment spüren, wie es sonst zugeht, wenn die Bayern „dahoam“ spielen: Als Luis Diaz nach der teils müden ersten Halbzeit eingewechselt wurde, schrie das halbvolle Stadion einmal laut seinen Namen. Ein warmes Willkommen – dann ging auch auf dem Feld die Post ab.
„Ich denke, dass ich ein gutes Spiel gemacht habe“, sagte der 28-Jährige später, das traf die Sache ganz gut. Zwar war Diaz beim 2:1 (0:0) trotz diverser guter Chancen kein Treffer gelungen, dafür hatte er den von Michael Olise verwandelten Elfmeter herausgeholt und für viel Schwung auf dem linken Flügel gesorgt. Man sah, was der für knapp 70 Millionen Euro verpflichtete Kolumbianer meinte, als er sagte: „Ich habe mich auf dem Platz gut gefühlt.“ Er gab auch selber zu: „Ich hätte schon noch ein Tor schießen können.“ Aber auch ohne zählbaren Ertrag nährte er gemeinsam mit Doppeltorschützen Olise (53./62.) die Hoffnung, dass die Bayern mit einer bestens harmonierenden Flügelzange in die zweite Saison unter Trainer Vincent Kompany gehen.
Das Lob kam nicht nur von den Rängen, sondern auch aus den Mündern all derjenigen, die die ersten Diaz-Tage in München miterlebt haben. Harry Kane etwa sprach von einem „schönen Debüt“ und „vielen guten Momenten“, Joshua Kimmich berichtete vom „Lächeln im Gesicht“ des neuen Stars, wenn er zum Training kommt und führte aus: „Das ist das, was wir brauchen. Jungs, die Spaß haben, die gerne Fußball spielen, die dann auch gerne arbeiten, auch wenn es manchmal weh tut.“ Allüren kann man Diaz nicht nachsagen, weder auf dem Platz noch daneben, wo er sogar eher schüchtern wirkt. Wohl auch deshalb ließ er seine Worte nach dem gelungenen Debüt über die vereinseigenen Kanäle verbreiten – und mied den Weg vorbei an den Journalisten.
Dass die Kollegen ihm schon den berühmten Hinterausgang gezeigt haben, spricht für eine schnelle Integration. Ein Prozess übrigens, den man laut Kimmich „als Mannschaft gut hinkriegt“. Die spanisch sprechenden Kollegen sind nah dran an Diaz, „auch sein Englisch ist okay“, verriet der Vize-Kapitän. Daher fühle es sich laut Christoph Freund auch nicht so an, als sei Diaz nicht erst seit vergangenem Dienstag da, sondern „schon viel länger“. Dass der „absolute Wunschspieler“ so „frisch“ wirkt, wie ihn der Sportdirektor beschreibt, dürfte vor allem in der deutlich längeren Vorbereitung liegen, die er mit dem FC Liverpool schon hinter sich hat. Bereits seit Anfang Juli ist Diaz im Training – während der Rest der Bayern nach noch nicht mal einer Hand voll Einheiten Nachholbedarf hat.
Das Ziel für das nächste Testspiel am Donnerstag (18.30 Uhr) gegen Tottenham ist klar: Nicht nur an vier (!) Großchancen beteiligt sein, sondern den Ball auch versenken. Auch wenn Freund abwinkt („immer schön in der Mitte bleiben“): Dann dürften endgültig Erinnerungen an die berühmte Flügelzange Franck Ribery und Arjen Robben wach werden. Jeder weiß, wie laut deren Namen einst in der Arena gebrüllt wurden.H. RAIF, P. KESSLER