ZUM TAGE

Kaffeemaschine als Vorschuss

von Redaktion

Sandro-Wagner-Euphorie beim FCA

Die ersten Wochen im Wirken eines Trainers sind die schönsten. Für alle Beteiligten. Der neue Trainer ist ohne Pflichtspiele noch nicht von negativen Resultaten befleckt (Testspielniederlagen kann man als Teil einer Langzeitstrategie verklären), Spieler können sich neu positionieren, und Vereinsvorstände geben sich flitterigen Visionen hin, wohin der Neuaufbruch führen könnte. Es ist eine Phase, in der großzügig Vertrauensvorschüsse ausgestellt werden.

Zu erleben ist das gerade beim FC Augsburg, der gerade ein ganz neues Selbstbewusstsein ausstrahlt, weil er Sandro Wagner als Trainer bekommen hat und nicht Leverkusen, Leipzig, Wolfsburg oder Hoffenheim. Und obwohl sie durch und durch schwäbische Kaufleute sind in Augsburg, haben sie für den Neuen einige spezielle Anschaffungen getätigt.

Der FCA hat für 100000 Euro eine Art Riesenfernseher gekauft, größer als jedes Teil aus dem örtlichen Elektronikmarkt, in Zoll wird man eine solche Bildschirmdiagonale gar nicht mehr messen. Die LED-Wand steht nun auf dem Trainingsplatz, auch ins Trainingslager nach Oberösterreich wurde sie mitgenommen. Nur der DFB und einige wenige Clubs besitzen so etwas, und der Screen des VfB Stuttgart, eines der internationalen Repräsentanten des deutschen Fußballs, ist kleiner! Sandro Wagner wird jedenfalls noch während des Trainings erklären können, wofür andere Trainer die Mannschaft erst in einem Raum um sich sammeln müssen. Der FCA wird also mit die schnellsten Erkenntnisgewinne der Liga haben.

Eine zweite mächtige Investition hat der FC Augsburg in eine Kaffeemaschine getätigt. 4500 Euro soll der Vollautomat gekostet haben, den man ins Trainerbüro stellte. Der FCA, der zwölf seiner bislang 14 Bundesligajahre auf einem zweistelligen Tabellenplatz abschloss und dessen Fußball vergleichbar einem soliden Filterkaffee ist, spielt mit einem Mal in der Barista-Liga. Wagner selbst hat dementiert, dass die Maschine so teuer gewesen sei, und er weist darauf hin, nicht ein spezielles Modell eingefordert zu haben, sondern lediglich eine Grundversorgung mit koffeinhaltigen Getränken, da der Trainerstab ja täglich viele Stunden vor Ort verbringe. Aber der FCA hat sich nicht lumpen lassen. Beste Bedingungen für Sandro.

Die von ihm geäußerten Ambitionen, was aus dem FCA werden könne, dürfen sich natürlich nicht als Milchschaumschlägerei erweisen. Eine Verein-Trainer-Beziehung wird Krisen zu überstehen haben. Doch das Ende würde in Augsburg erst drohen, wenn vom Übungsplatz die Videowand verschwunden ist und eine schlichte Taktiktafel am Zaun hängt und wenn es in der Trainerkabine den Kaffee aus der Thermospumpkanne gibt. In diesen Fällen wäre der Vorschuss aufgebraucht.

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