Regentanz: Lennart Karl vergab eine super Chance. © IMAGO
Als Zehner gefordert: Paul Wanner. © IMAGO
München – Nein, weder Max Eberl noch Vincent Kompany lesen die Zeitung – aber irgendwie wirkte es am Samstag bei Bekanntwerden der Aufstellung um kurz vor 15 Uhr doch so, als habe die zuletzt geführte Dauer-Debatte um die mangelnde Integration von Jugendspieler in den Profi-Kader des FC Bayern auch die sportlich Verantwortlichen erreicht. Sowohl Lennart Karl (17) als auch Paul Wanner (19) standen in der Startelf des ersten Testkicks der Saison gegen Olympique Lyon (2:1), in den zweiten 45 Minuten durften dann in Jonah Kusi-Asare (18), Cassiano Kiala (16) und David Daiber (18) gleich drei Jung-Kicker ran. Und nicht nur 34 500 Zuschauer in der Allianz Arena fragten sich: Ist Kompany auf die Bubis gekommen?!
Der Coach gab die Antwort nicht selbst, denn eine Pressekonferenz fand nicht statt. Aber immerhin lobte Christoph Freund das Teenager-Kollektiv. „Sie haben sich sehr, sehr gut eingefügt, haben keinen Respekt gezeigt und gute Leistungen gebracht“, sagte der Sportdirektor, dem es „Spaß“ gemacht hat, „den Jungs zuzusehen“. Keiner von ihnen habe sich „versteckt“, führte er aus, das sei „sehr, sehr wichtig zu sehen“ gewesen. Hörte sich alles durchweg positiv an. Und trotzdem wussten auch die stolzen Campus-Jungs, dass ein Testspiel nicht als Gradmesser für die Saison taugt.
Die differenzierteren Schlüsse werden freilich intern gezogen, auf Vereins- wie auf Spielerseite. Denn in der Tat gab es „gute Ansätze“, trotzdem muss der individuell richtige Weg nicht unbedingt über Kurzeinsätze beim Rekordmeister führen. Wie sensibel die Thematik – gehen oder bleiben? – ist, verdeutlichte vor allem der Auftritt von Paul Wanner. Dem Burschen, dem Eberl vergangene Woche mit Blick auf den Ausfall von Jamal Musiala öffentlich „eine Riesen-Möglichkeit“ versprochen hatte, antwortete eher schmallippig auf die Fragen nach seiner Zukunft. Die Kernbotschaft aus fünf Nachfragen in Kurzzusammenfassung: „Mein Fokus ist jetzt bei Bayern, jeden Tag im Training Gas zu geben, die Vorbereitung durchzuziehen – und dann mal schauen.“
Auf der Zehn hatte Wanner – vergangene Saison an Heidenheim verliehen – in der schwächeren Elf der ersten Halbzeit bemüht, aber nicht immer glücklich agiert. Etwas mehr Zug zum Tor hatte Karl, der über rechts kam und sogar das 1:0 auf dem Fuß hatte. Vor den Augen seines Beraters Michael Ballack auf der Tribüne ging der 17-Jährige immer wieder mutig ins Dribbling. Sein Auftritt blieb neben dem des gerade mal 16 Jahre alten abgeklärten Innenverteidigers Kiala am meisten im Gedächtnis. Daiber muss körperlich noch zulegen, Kusi-Asare war zunächst lange unauffällig und vergab dann aussichtsreich.
„Bock“ macht es, mit Harry Kane und Co. zu spielen, sagte Wanner, und er verspürt auch „Lust auf mehr.“ Wie viel „mehr“ Kompany ihm und seinen jungen Kollegen gönnt? Abzuwarten.H. RAIF, P. KESSLER