Flug zum 15. Titel: Malaika Mihambo. © Sven Hoppe/dpa
Applaus, Applaus: Auch Ogunleye siegte. © Hoppe/dpa
Speer-Gigant Weber kam auf 84,36 m. © Imago
„Deswegen ist der Titel auch für sie, ich werde auch morgen wieder bei ihr sein“: Karl Bebendorf, angetrieben von den Gedanken an seine Mutter. © Kohring/Imago
Dresden – Nach einer Party war Hindernis-Ass Karl Bebendorf nach seinem emotionalen Titel-Lauf überhaupt nicht zumute. „Meine Mutti verbringt gerade ihre letzten Tage und liegt im Sterben. Sie wäre gern noch mal mit hier gewesen, das war leider nicht möglich“, sagte Bebendorf: „Deswegen ist der Titel auch für sie, ich werde auch morgen wieder bei ihr sein.“
Bebendorf wollte diesen deutschen Meistertitel über 3000 m Hindernis unbedingt. Er, der Lokalmatador aus Dresden, der EM-Dritte, der Dominator über diese Strecke in den vergangenen Jahren in Deutschland. Doch in diesem Jahr macht ihm der neue deutsche Rekordhalter Frederik Ruppert diesen Rang streitig. Aber in seinem „Wohnzimmer“ war Bebendorf einfach nicht zu schlagen, zog auf den letzten Metern unwiderstehlich davon – angetrieben von den Gedanken an seine Mutter.
„Sie begleitet mich schon die ganze Saison und bereits die letzten Wochen war es hart, sie im Trainingslager in dieser Situation zurückzulassen“, sagte Bebendorf, der zu Hause vor den eigenen Fans im ausverkauften Heinz-Steyer-Stadion in Topform an der Startlinie stehen wollte: „Ich musste hier gewinnen. Etwas anderes stand gar nicht zur Debatte.“
Wie Ruppert hat Bebendorf in diesem Jahr noch einmal einen richtigen Schub bekommen, seine Bestzeit verbesserte der 29-Jährige um sechs Sekunden auf 8:08,21 Minuten, damit liegt er derzeit auf Rang elf in der Welt. Bebendorf will seine krebskranke Mutter stolz machen. „Sie könnte jeden Tag die Augen zumachen“, sagte er: „Das ist für mich ein sehr, sehr emotionales Thema.“
Bebendorf ist nicht einmal sicher, ob seine Mutter mitbekommen hat, wie er Ruppert düpiert hat und die Fans von den Sitzen riss. „Wegen dem ganzen Morphium, das sie bekommt. Ich kann nur noch ganz wenig mit ihr sprechen.“
Gina Lückenkemper sicherte sich erneut souverän den prestigeträchtigen Titel, doch die Ergebnismonitore zeigten nur eine Zeit von 11,17 Sekunden an. Aber das lag vermutlich auch am ziemlich kräftigen Gegenwind von 1,8 m/s.
„Das Stadion hat getobt, ich hatte trotz des Gegenwindes meinen Spaß“, sagte Lückenkemper, die sich in Dresden bei den deutschen Meisterschaften ihren vierten Titel in Serie abholte. Doch für die in sechs Wochen beginnende WM in Tokio (13. bis 21. September) muss sich die 28-Jährige noch deutlich steigern, um sich dort ihren Traum vom Finale zu erfüllen.
Wie Lückenkemper präsentierte sich auch Speerwurf-Ass Julian Weber noch nicht in Gala-Form. Der ehemalige Europameister holte sich zwar wie erwartet souverän den Titel, kam dabei aber nicht über 84,36 m hinaus. Für die ersehnte Medaille muss sich Weber bis zu den Titelkämpfen noch deutlich steigern.
Nach einer kleinen Zittereinlage ist Malaika Mihambo zu ihrem nächsten deutschen Meistertitel gesprungen. Die Olympiasiegerin von 2021 leistete sich in Dresden zunächst zwei ungültige Versuche und drohte vor den entscheidenden drei Durchgängen auszuscheiden. Der dritte Versuch auf 6,63 Meter und der letzte auf 6,82 Meter bescherten Mihambo dann den 15. nationalen Titel. Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye kürte sich mit einer ansprechenden Weite erneut zur deutschen Meisterin. Ogunleye gewann mit 19,29 Metern vor Alina Kenzel und Katharina Maisch.DPA