Bumm statt Boom im deutschen Frauen-Handball

von Redaktion

Geschockt: Xenia Smits. © IMAGO/Wolf

Ludwigsburg – Für Xenia Smits hätte die kommende Saison die Krönung ihrer Karriere werden können, doch nun steht Deutschlands Handballerin des Jahres vor einem Trümmerfeld. Der finanzielle Kollaps samt Ausverkauf bei Meister HB Ludwigsburg könnte zum dreifachen GAU werden: Für die Frauen-Bundesliga, für den DHB inmitten seines großspurig ausgerufenen „Jahrzehnts des Handballs“ – und für ein halbes Dutzend Nationalspielerinnen.

„Ratlos, aufgeschmissen und sehr leer“ fühle sie sich, sagte Smits dem SWR, nachdem Double-Gewinner Ludwigsburg am Montagabend über die nun fehlende wirtschaftliche Grundlage informiert hatte, seine Spielerinnen weiterhin an ihre bestehenden Verträge zu binden. Zwei Wochen nach dem Insolvenzantrag kam dies nicht unerwartet – traf Smits dennoch brutal hart.

„Wir haben noch keine Ahnung, was jetzt passiert. Wir müssen uns erst einmal richtig sammeln und nicht zu schnell entscheiden“, sagte die Nationalspielerin. Am 23. August hätte die 31-Jährige mit dem Meister beim Supercup in München eine Saison eröffnen sollen, in der die Weltmeisterschaft ab 26. November mit Deutschland als Co-Ausrichter wartet. Diese sollte einen nationalen Frauen-Boom auslösen – stattdessen platzte mit dem „Bumm“ in Ludwigsburg eine Hoffnungsblase.

Statt um die WM müssen sich Smits sowie ihre DHB-Kolleginnen Antje Döll, Viola Leuchter, Jenny Behrend, Mareike Thomaier und Lena Degenhardt nun um ihre sportliche Zukunft kümmern. Doch kurz vor Saisonstart ist die Kaderplanung „bei den meisten Vereinen weitestgehend abgeschlossen“, sagt Smits. Dem Herzstück der DHB-Auswahl droht in der WM-Saison eine Zwangspause.

„Klar habe ich Zukunftssorgen, aber meine größeren Sorgen und Emotionen gehen in Richtung meiner Mannschaft“, sagt Smits. Dabei galt Ludwigsburg lange als Vorzeigeprojekt. Das Team, das bis 2024 als SG BBM Bietigheim antrat, holte vier Meistertitel in Serie (2022 bis 2025) und vier Pokalsiege (2021, 2022, 2023, 2025) sowie die European League.

Doch der weitgehende Rückzug des Hauptsponsors Olymp, einem Textilunternehmen aus Bietigheim-Bissingen, traf den Klub hart. Dem Verein wurde dieser Schritt Juni 2024 frühzeitig mitgeteilt. Dass das Überteam, das 2024/25 mit 42:2 Punkten den Titel holte, nun implodiert, bringt unabsehbare Folgen für den deutschen Frauen-Handball. „Eine gute Situation sieht natürlich anders aus“, sagte Torwart-Idol Andreas Thiel, Vorstandsvorsitzender der Handball Bundesliga Frauen (HBF) bereits nach dem Insolvenzantrag.SID

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