Lob für den Schattenmann

von Redaktion

Hamann rät Bayern zu Krösche: Den muss man holen!

Man kennt sich: Eberl und Krösche. © IMAGO

München – Max Eberl hat dieser Tage einen „Standardspruch“ – und inzwischen muss er selbst darüber lachen, wenn er ihn mal wieder zum Besten gibt. „Das Transferfenster hat bis Ende August geöffnet“, sagt der Sportvorstand des FC Bayern routinemäßig bei jeder Nachfrage zu potenziellen Neuzugängen, Verkäufen, Marktwerten und sonstigen Tendenzen auf dem Transfermarkt, damit hat er immer recht. Und trotzdem weiß Eberl, dass es schon vor dem 31. August einen Tag gibt, an dem seine Arbeit bewertet wird. Am Montag, den 25. August, trifft sich der mächtige Aufsichtsrat zur nächsten turnusmäßigen Sitzung. Bis dahin lässt sich einschätzen, wie gut oder schlecht im Sommer die Fäden neben dem Platz gesponnen wurden – und ob die mächtigen Herren mit dem Kader für die Saison zufrieden sind.

Ob es immer fair ist oder nicht: Im Fußball geht es schnell um Personen, die Person Eberl steht als verantwortlicher Vorstand neben Sportdirektor Christoph Freund bei dieser Thematik im Mittelpunkt. Schon bei der letzten Aufsichtsratssitzung im Mai wurde nach Eberls Präsentation ohne ihn über seinen Finanzplan gesprochen, Tendenz: er kriegt weiter das Vertrauen, steht aber unter Beobachtung. Seitdem hat er unter anderem 67,5 Millionen Euro für Luis Diaz ausgegeben und 44 für Mathys Tel und Adam Aznou eingenommen. Außerdem auffällig: Im Zuge des Diaz-Deals wurde öffentlich die klare Rollenverteilung und Harmonie herausgestellt. Und trotzdem vernimmt man rund um die Säbener Straße konstant Gerüchte um die ideale Besetzung der Vorstandsetage.

Eberl hat Vertrag bis 2027. Aber dass die Bayern-Bosse die Manager-Marktlage stets offen beobachten, ist auch kein Geheimnis. „Man hat ja in der Vergangenheit immer mit Leuten gehandelt“, sagt Didi-Hamann, der nicht unbedingt als Eberl-Fan gilt. Die ersten 18 Monate des 51-Jährigen in München bewertet der Sky-Experte im Gespräch mit unserer Zeitung als „unglücklich“. Er denkt an die Trainersuche, die eine oder andere „Aussage“, die langen Verhandlungen mit Alphonso Davies, Jamal Musiala oder Joshua Kimmich – und sagt: „So etwas kostet Ansehen!“ Hamann wünscht sich „mehr Kreativität“, weiß aber, dass Eberls Rolle aufgrund des teils überbezahlten Kader keine leichte ist. Der Münchner Vorstand hat es schwerer als beispielsweise Markus Krösche, der als bester Manager der Bundesliga derzeit in aller Munde ist – und nach Informationen unserer Zeitung auch aus München wohlwollend beäugt wird.

Hamann ist ein Freund der klaren Worte, daher sagt er mit Blick auf Krösche auch deutlich: „Wenn es in den letzten zehn Jahren einen Sportdirektor gegeben hat, von dem ich sage, die wären dumm, wenn sie den nicht holen, wenn sie einen brauchen, dann ist er es jetzt. Den kann man sich nicht durch die Lappen gehen lassen.“ Bei RB Leipzig war der 44-Jährige Eberls Vorgänger, seit 2021 versteht er es in nahezu erschreckender Regelmäßigkeit, Juwele zu Geld zu machen. Für Randal Kolo Muani (95 Mio. Euro), Omar Marmoush (75) und zuletzt Hugo Ekitiké nahm er 265 Millionen Euro ein, auf dem Trainerposten gelangen ihm mit Oliver Glasner und Dino Toppmöller zwei Glücksgriffe. Sein Vertrag geht bis 2028 – aber zieht es ihn vorher in die große weite Welt?

Hamann jedenfalls rät den Bayern, da zu sein, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Bis dahin ist Krösche geographisch weit entfernt, aber in München präsent. Als Schattenmann.HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER, VINZENT TSCHIRPKE

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