München – Vor zwanzig Jahren bildeten Stefan Kretzschmar (52) und Bennet Wiegert (43) ein Zimmer-Duo beim SC Magdeburg. Am Donnerstag sind die beiden Handball-Größen in München wieder vereint – als Gäste einer von der Streamingplattform DYN anberaumten Pressekonferenz. Das Ziel: 84 Minuten lang reden – über Handball, über DYN und über den DHB Super Cup, um den sich am 23. August 2025 die Füchse Berlin (Meister) und der THW Kiel (Pokalsieger) im SAP Garden duellieren.
„Ich bin neidisch“, gesteht Trainer Wiegert, „ich würde dort auch gerne spielen“. Kann er aber nicht, da er mit seinem SC Magdeburg in der vergangenen Saison „nur“ die Champions League gewann und in der Liga seinem Kumpel und Füchse-Sportvorstand „Kretzsche“ den Vortritt lassen musste. Die Berliner „nagen“ dafür noch an der klaren Niederlage im Königsklassen-Endspiel. Für München hat Kretzschmar ein klares Ziel: „Es ist sicher nicht der wichtigste Titel im Welthandball, aber wir wollen die Strahlkraft unserer Sportart erhöhen.“
Selbiges hat Gastgeber und DYN-Gründer Christian Seifert (56) im Sinn, seit er vor zwei Jahren der Deutschen Fußball Liga (DFL) den Rücken kehrte, um den Nicht-Fußballsportarten (neben Handball noch Basketball, Volleyball und Tischtennis) eine Plattform zu geben. Profitabel ist das Projekt noch nicht. „Aber es gibt keinen Sender, der das innerhalb von zwei Jahren geschafft hat“, sagt Seifert, der etliche Zahlen – fast 28 Millionen Deutsche interessieren sich – präsentiert, um die Bedeutung von Handball in Deutschland zu unterstreichen. Die DYN-spezifischste und damit aussagekräftigste: ein Topspiel schauen über 100 000 Fans.
Der Vertrag läuft bis 2029, kürzlich stiegen die Schwarz Gruppe (zu der u. a. Lidl gehört) und die DFL (auch aus Eigennutz, um bei TV-Verhandlungen eine eigene Plattform zu haben) bei DYN ein. „Einige Sportarten werden die nächsten Etappen mitgehen, andere vielleicht nicht“, kündigt Seifert an. Der Handball bleibt definitiv das Flaggschiff. „Wir wollten aus dem Grau-Maus-Dasein raus. Für unseren Sport war DYN ein Gamechanger“, lobt SCM-Coach Wiegert.
Gleiches würde für einen Standort in München gelten. „Wenn jemand dort ein Handball-Herz für sich entdeckt, wäre es ein unheimlicher Gewinn für die Sportart“, so Kretzschmar. „Aber es ist nicht so, dass wir das nicht schon versucht oder noch nie angefragt hätten, dass der FC Bayern sich eventuell auch für Handball interessieren könnte.“ Auch Wiegert würde es sich wünschen, weil es „zur Attraktivität der Liga beitragen würde“, aber es bräuchte einen „Dosenöffner“. Da musste sein Spezl grinsen. „Der Begriff ist hier in der Stadt äußerst passend.“ Schließlich hat Red Bull ins Eishockey investiert – und die Baukosten von 285 Millionen Euro für den SAP Garden getragen.MATHIAS MÜLLER