„Konkurrenz spornt mich an!“

von Redaktion

Standard-Experte Deniz über den neuen 1860-Kader, Traumtore und Liga 2

Frohnatur: Tunay Deniz hat Spaß – auf dem Platz aber auch abseits, hier auf dem Fahrrad im Trainingslager. © Sampics

Für immer im Löwen-Trikot? Tunay Deniz (31) möchte seine Karriere beim TSV 1860 beenden. © Sampics

München – Er gibt den Takt im Mittelfeld vor, dirigiert das Spiel der Löwen. Zudem neigt Tunay Deniz zu Geniestreichen, traf in seiner Premieren-Saison mehrfach traumhaft, einmal sogar von der Mittellinie. In dieser Saison muss er sich dem harten Konkurrenzkampf im 1860-Kader stellen. Vor dem Heim-Auftakt gegen Osnabrück (Samstag, 14.03 Uhr, BR und MagentaSport) nahm sich der 31-Jährige Zeit für ein Interview mit unserer Zeitung.

Tunay Deniz, das Training ist eben zu Ende gegangen, es standen Standards auf dem Programm. Auch weil diese in Essen ungefährlich waren?

In der 3. Liga sind Standards immer ein gutes Mittel. Da müssen wir das Maximum rausholen. In Essen waren wir damit noch nicht erfolgreich, da haben die Abläufe noch nicht gestimmt. Deshalb trainieren wir die Standards regelmäßig.

Woran wird gearbeitet, damit die Eckbälle und Freistöße am Samstag gefährlicher sind?

Wir machen Standardanalysen, schauen uns die Szenen im Video an. Ich nehme mir vor dem Spiel immer die Jungs, die bei Standards vorne dabei sind, und frage sie, wo sie die Bälle hinhaben möchten. Danach liegt die Aufgabe erst einmal bei uns Schützen.

Anders als häufiger in der letzten Saison ist 1860 beim 1:1 in Essen nicht eingebrochen…

Wir sind als Mannschaft sehr stabil. Viele der Jungs sind sehr erfahren, lagen in ihrem Leben wahrscheinlich schon ein paarmal zurück (lacht). Das hilft uns auf alle Fälle. Dass wir in Essen zurückkommen, zeigt die Qualität und die Mentalität in der Mannschaft.

Der Konkurrenzkampf bei 1860 ist größer geworden. Lange Zeit sah es in der Vorbereitung so aus, als hätte Max Christiansen die Nase knapp vorne vor Ihnen…

Konkurrenz spornt mich immer an. Von den Jungs kann ich auch noch das ein oder andere lernen. Jetzt habe ich in Essen gespielt. Diese Startelf letzten Freitag wird vermutlich keine 38 Spieltage lang jede Woche starten.

Nach einer durchwachsenen Saison ließ 1860 mit einer Transfer-Offensive aufhorchen. Wie erlebt man das als Spieler in der Sommerpause?

Genauso wie ihr vermutlich (lacht). Wir bekommen die Infos zeitgleich mit den Medien und irgendwann werden die Jungs dann in die Mannschaftsgruppe auf WhatsApp hinzugefügt.

Der Hype ist unfassbar groß, das Heimtrikot noch vor dem ersten Heimspiel ausverkauft…

Alle drei Trikots sind dieses Jahr sehr stark. Gott sei Dank konnte ich für meine Frau und meine Kinder noch welche ergattern. Wir wissen, dass dieser Verein nicht normal ist, eine riesige Fanbase hat. Die Stadien sind immer voll. Das wollen wir auf dem Platz zurückgeben.

Letzte Saison trafen Sie und Thore Jacobsen von der Mittellinie, jetzt Kevin Volland. Ist das alles noch Zufall?

Wir scherzen häufiger im Team darüber, das ist schon kurios. Mein Spitzname im Team ist mittlerweile „Schlitzohr“, nachdem mich ein Kommentator so betitelt hatte. Es ist schon witzig, dass zum dritten Mal jemand anderes von der Mittellinie trifft. Hoffentlich klappt es in dieser Saison wieder, versuchen werde ich es auf jeden Fall (lacht). Ich möchte aber nicht zu viel verraten. Nicht dass die Torhüter dann nur auf der Linie kleben.

Auffällig: Letzte Saison erhielten Sie 13 (!) Gelbe Karten. Gab‘s da im Sommer ein ernstes Gespräch mit dem Trainer?

Nein, nein. Zehn meiner 13 Gelben Karten waren taktische Fouls, das ist meiner Position geschuldet. Da sehe ich lieber Gelb, als dass wir ein Kontergegentor kassieren. Aber klar: Ich versuche dieses Jahr weniger als 13 Gelbe Karten zu bekommen, das sollte doch machbar sein (lacht).

Wie wichtig ist ein guter Saisonstart?

Natürlich nicht unwichtig. Allerdings war Sandhausen letzte Saison am 14. Spieltag Tabellenführer und ist am Ende abgestiegen. Deshalb ist das mit Vorsicht zu genießen. In der Rückrunde wird abgerechnet. Jeder Punkt kann Gold wert sein – auch der in Essen.

Der Heimauftakt gegen Osnabrück steht vor der Türe. Wie will die Mannschaft die Heimbilanz aufhübschen im Vergleich zum Vorjahr?

Wir müssen die Spiele von der ersten Sekunde an annehmen. Und zwar jedes einzelne, zu einhundert Prozent! Für die Fans wollen wir auch attraktiven Fußball spielen, das macht es für die Gegner im Saisonverlauf auch schwer. Die Grünwalder Straße muss unsere Festung werden, auf dem Platz sowie auf den Rängen!

Ist der Aufstieg mit 1860 für Sie die letzte Chance, in die Zweite Bundesliga zu kommen?

Ich bin nicht mehr der Jüngste, klar. Aber ich mache mir selbst keinen Druck. Am Ende der Saison sehen wir dann, wo es weitergeht. Meine Karriere würde ich gerne hier bei den Löwen beenden.

Wie gehen Sie persönlich mit der hohen Erwartungshaltung im Umfeld des Vereins um?

Hier und da liest man natürlich etwas. Aber durch meine zwei Kinder fehlt mir auch oft die Zeit dafür. Aber klar: Die Euphorie spüren wir und die wollen wir jetzt auf den Platz mitnehmen. Wir müssen den Spagat zwischen Demut und Selbstbewusstsein hinbekommen.

INTERVIEW: MARCO BLANCO UCLES

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