Die FCB-Star-Offensive um Harry Kane soll es richten. © IMAGO/Hubbs
München – Wegen des Transfer-Theaters um Bayern, Stuttgart und Nick Woltemade geht eine Sache fast unter: Es wird Fußball gespielt! Und wenn der VfB als amtierende Pokalsieger den Deutschen Meister aus München am Samstag (20.30 Uhr, Sat 1) zum Franz-Beckenbauer-Supercup empfängt, geht es immerhin um den ersten Titel der Saison. Aber wie wichtig ist es wirklich, die erste Trophäe bereits im August zu gewinnen?
„Aus Erfahrung weiß ich, dass, wenn man ihn gewonnen hat, gerne sagt: Der Supercup ist superwichtig. Wenn man nicht gewinnt, sagt man lieber: Der Supercup ist nicht ganz so wichtig“, erklärte Bayern-Trainer Vincent Kompany am Freitag und meinte: „Ich habe ihn ein paar Mal gewonnen und für uns als Verein ist grundsätzlich jeder Titel wichtig. Daher ist auch dieser wichtig.“ Für Sportdirektor Christoph Freund zählt ebenfalls nur ein Sieg: „Es ist schön, so reinzustarten in die Saison, man kann schon etwas gewinnen, es ist ein Titel – also ist es etwas Besonderes!“
Auch Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß spürt beim VfB eine neue Titel-Gier, sieht seine Mannschaft aber klar in der Rolle des Herausforderers. Der FC Bayern sei „zweifelsfrei die beste Mannschaft in Deutschland“ und „eine der besten in Europa“, sagte der 43-Jährige. Sein Team brauche eine „absolute Topleistung“ und müsse über sich hinauswachsen.
Dennoch: Geht es nach Hoeneß, soll die neue Spielzeit so beginnen, wie die vergangene endete: mit einem Titel. Nach dem Triumph im DFB-Pokal im Mai wolle er nun „das Ganze abrunden“, erklärte der VfB-Coach. Stuttgarts Kapitän Atakan Karazor habe unlängst gesagt, es mache „süchtig, solche Spiele zu spielen“, berichtete Hoeneß. „Das kann ich unterschreiben.“ Da die Partie im eigenen Stadion stattfindet, würden sie sich auch durchaus etwas ausrechnen. Im vergangenen Jahr verlor der VfB den Supercup im Elfmeterschießen gegen Bayer Leverkusen. „Da haben wir dran geschnuppert“, sagte Hoeneß. Nun wolle man es „packen“.
Und deswegen wird FCB-Coach Vincent Kompany gegen die Schwaben auch seine nominell stärkste Elf ins Rennen schicken: Torjäger Harry Kane als Stoßstürmer, flankiert von der neuen bayerischen Flügelzange um Michael Olise und 75-Millionen-Neuzugang Luis Diaz. Die Zehner-Position wird voraussichtlich Serge Gnabry besetzen, der beim Testspiel in Zürich zwar nach 30 Minuten bereits ausgewechselt, was laut Kompany aber bewusst geschah: „Serge hat komplett trainiert und hat große Erfahrung, also ist das kein großes Problem nun für den Supercup. Aber wir konnten das Risiko mit Blick auf Stuttgart gegen Zürich nicht eingehen.“
In der Offensive setzt der belgische Fußballlehrer also auf Erfahrung statt jugendlicher Unbekümmertheit. Die Top-Talente Lennart Karl (17), Wisdom Mike (16) und Jonah Kusi-Asare (18) müssen sich trotz starker Testspiel-Auftritte gedulden. „Aber auf lange Sicht sind wir gut aufgestellt, was die Jugend anbetrifft und sie werden ihre Chance bekommen im Laufe der Spielzeit, nicht in jedem Spiel gleich“, macht Kompany seinen jungen Wilden Hoffnung: „Das ist ein langfristiger Prozess, es geht nicht um einen kurzen Hype, sondern um eine erfolgreiche Karriere für sie.“MANUEL BONKE, PHILIPP KESSLER