Es ist eigentlich nicht der Sprachgebrauch, den Niko Kovac pflegt. Doch das üble Foul des Esseners Kelsey Owusu gegen den Dortmunder Yan Couto im Pokalderby an der Hafenstraße ließ den BVB-Fußballlehrer zürnen: „Eigentlich ist das ein Anschlag.“ Tatsächlich sah es schlimm aus, wie der Drittligaspieler das Knie des Bundesligaprofis traf. Unmittelbar danach tauchten rassistische Kommentare in den Sozialen Medien auf – Kovac hatte davon beim ARD-Interview noch keine Ahnung.
Nach den schweren Beleidigungen sperrte Rot-Weiss Essen alsbald die Kommentarfunktion bei Instagram. Das Erweckungserlebnis an die besten Zeiten dieses Traditionsverein war schnell in den Hintergrund geraten. Traurig. Und erschreckend. Nur einen Tag nach der Ermahnung durch den Fußball-Weltverband Fifa wegen der Vorfälle bei Lok Leipzig offenbarte sich bereits das nächste Rassismus-Problem.
Diesmal nicht im Stadion, sondern im Netz: Als würden einige nur warten, dass Spielern mit bestimmter Hautfarbe solche Aussetzer passieren, für die sich der in Hamburg geborene 21-Jährige noch vor Ort entschuldigte. Essens Trainer Uwe Koschinat fand es einerseits unverzeihlich, wenn ein Spieler so hart einsteigt. „Aber eben nicht deswegen, weil der Spieler dunkelhäutig ist, sondern weil die Aktion einfach scheiße ist.“
Kein Vorwurf ist an Schiedsrichter Frank Willenborg zu richten, der in Echtzeit diese Aktion kaum in seiner Tragweite durchschauen konnte. Und auf dieser Ebene im DFB-Pokal hilft eben noch kein VAR mit. Was nichts daran geändert hätte, dass der deutsche Fußball die Verrohung der Sitten mit voller Wucht bekommt.
Mit Bedacht wählte Kovac bei der Pressekonferenz andere Worte als am Spielfeldrand. Es könne nicht sein, dass „irgendwo irgendjemand irgendwelche Kommentare“ absondere. Doch auch der in Berlin-Wedding sozialisierte Kroate ahnt, dass der deutsche Fußball offenbar im Sommer 2025 kaum noch ein Gegenmittel gegen das Gift der Hetze hat.