DEUTSCHLAND TOUR

„Ich bin durch die Hölle gegangen“

von Redaktion

Degenkolb feiert Comeback – Topteam holt Schiffer

Nach vier Monaten Pause sitzt John Degenkolb wieder im Sattel. © IMAGO/Sirotti

Essen – Mit ein wenig Tour-de-France-Feeling setzt die wichtigste deutsche Rundfahrt auf den neuen Radsport-Boom. Schließlich tritt der neue deutsche Jungstar Florian Lipowitz nach seinem überragenden dritten Platz in Frankreich ab heute bei der Deutschland Tour wieder in die Pedale. Im Blickpunkt steht auch Routinier John Degenkolb, der nach mehr als vier Monaten sein Comeback gibt.

Der frühere Paris-Roubaix-Sieger hatte bei der Flandern-Rundfahrt im April Brüche im Handgelenk, im Unterarm, im Ellenbogen und im Schlüsselbein davongetragen. „Gerade in den ersten zwei Tagen nach der OP bin ich buchstäblich durch die Hölle gegangen. Ich habe einige Schmerzen erleiden dürfen in meinem Leben und meiner Karriere, aber das hat alles getoppt, was ich je durchmachen musste“, sagte Degenkolb während seiner Reha. Dabei dachte der 36-Jährige auch an das Leben nach dem Radsport: „Für mich ist es auch wichtig, dass ich mit meinen Kindern in zehn Jahren immer noch in der Lage bin, Klettern zu gehen oder Tennis zu spielen.“

Vor etwa zwei Wochen gab er in einer Videobotschaft auf Instagram Entwarnung und kündigte seinen Start bei der Deutschland Tour an. „Ich freue mich so sehr, dass wir es wieder geschafft haben, mich auf die Straße zu bringen“, sagte Degenkolb, der nächstes Jahr unbedingt noch einmal das Eintagesrennen Paris-Roubaix bestreiten will. Seine Karriere ist also noch nicht zu Ende.

In den Startlöchern steht Anton Schiffer, der kurz vor dem Start der fünftägigen Rundfahrt von Essen nach Magdeburg einen großen Karriereschritt machte. Denn der Drittplatzierte der deutsche Meisterschaft wechselt zum Topteam Visma-Lease a Bike und wird dort unter anderem Teamkollege des zweimaligen Tour-Siegers Jonas Vingegaard. Der 25-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis zum Ende der Saison 2027.

Schiffer, der seine Wurzeln im Triathlon hat und sich erst seit drei Jahren auf den Radsport fokussiert, stößt zum 1. Oktober zu seiner neuen Mannschaft. Die Deutschland Tour fährt er noch für die Mannschaft Bike Aid. „Ich freue mich darauf, zum ersten Mal wirklich wie ein Profisportler zu leben“, sagte Schiffer, der seinen ersten Vertrag bei einem World-Tour-Team unterschrieben hat. Sportdirektor Grischa Niermann ist von Schiffers Potenzial überzeugt: „Wir glauben, dass er in allen Bereichen noch viel Verbesserungspotenzial hat.“

Auch die weitere Rad-Elite Deutschlands lässt sich das Heimrennen nicht entgehen. Pogacars Helfer Nils Politt fährt mit, die Sprinter Pascal Ackermann und Phil Bauhaus sowieso und natürlich auch der deutsche Meister Georg Zimmermann. Doch international zählt die Deutschland Tour nicht zu den wichtigsten Rennen. Sie gehört nicht zur WorldTour, der Champions League des Radsports, sondern ist in der kleineren ProSeries des Weltverbandes UCI organisiert. Der vergleichsweise geringe Stellenwert des Rennens ist auch mit einer zehnjährigen Pause zwischen 2008 und 2018 begründet. Die Tour war vor sechs Jahren vom Tour-de-France-Veranstalter ASO neu aufgelegt worden. Im Vorjahr siegte der dänische Ex-Weltmeister Mads Pedersen.SID, DPA

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