Auf Tabellenplatz zwei entlassen: Landsbergs Trainer Alexander Schmidt. © IMAGO/Hafner
Landsberg – Sportlicher Erfolg schützt nicht vor einer Entlassung. Diese bittere Erfahrung musste am Montagabend Alex Schmidt (56), der Trainer des Fußball-Bayernligisten TSV Landsberg, machen: Auf den Tag genau ein Jahr nach seiner Verpflichtung wurde der frühere 1860-Coach überraschend freigestellt. Trotz Tabellenplatz 2, punktgleich mit Spitzenreiter Kirchanschöring, und dem Erreichen des Totopokal-Achtelfinales (Gegner: Drittligist Ingolstadt).
Der geschasste Coach wollte und konnte sich zu diesem Paukenschlag nicht äußern. Abteilungsleiter Nico Held (26) sagt: „Ich habe Alexander Schmidt nach Landsberg geholt, mit einer klaren Mission und großen Ambitionen. Trotz seiner unbestrittenen fußballerischen Fachkenntnisse und seiner Erfahrung aus dem Profibereich ist es Schmidt nicht gelungen, sich auf die besonderen Rahmenbedingungen des gehobenen Amateurfußballs in der Bayernliga Süd einzustellen.“ Während er aus seiner Vergangenheit Strukturen und Abläufe des Profifußballs gewohnt war, würden in Landsberg andere finanzielle und strukturelle Voraussetzungen herrschen, so Held.
Heißt: Auch in Landsberg ist das Experiment, einen Profi-Trainer für eine Amateurmannschaft zu verpflichten, gescheitert. Wie erst vor kurzem beim TSV Grünwald, wo Uwe Wolf schon nach drei Wochen wieder gehen musste. Entlassung – obwohl Schmidt die Mannschaft, die er vor einem Jahr mit null Punkten übernommen hatte, genauso lautstark (manchmal mit harten Worten) wie souverän zum Klassenerhalt und aktuell an die Bayernliga-Spitze geführt hatte.
Der Hauptgrund, warum Schmidt gehen musste, liegt allerdings an finanziellen Problemen, die Landsberg plagen. Der sportliche Leiter Chris Rech (32) teilte der Mannschaft die Finanzlücke bereits vor zwei Wochen offiziell mit. Nach unseren Informationen sollte Schmidt, der noch zwei Jahre Vertrag hat, auf einen Teil seines vertraglich vereinbarten Gehalts verzichten. Nachdem er diese Forderung abgelehnt hatte, wurde er noch vor dem Abschlusstraining vor dem Spiel am Dienstag gegen Türkspor Augsburg von Held und Rech vor die Tür gesetzt.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein Pokalspiel-Einsatz den Schmidt zuletzt heftig kritisiert hatte: Max Berwein (29), Vize-Kapitän und einer der wichtigsten Landsberger Spieler, stand nach dem Punktspiel in Pipinsried (Freitag, 1. August) am Sonntag und damit zwei Tage vor dem Pokal-Hit gegen Schwaben Augsburg, mit „Zweitspielrecht“ für die badische SpVgg Neckarsteinach (Kreisklasse B Heidelberg) beim 2:0 n.V. im Kreispokalspiel gegen den VfB Wiesloch 120 Minuten auf dem Platz.
„So etwas gefährdet den Erfolg der Mannschaft. Das können wir nicht durchgehen lassen“, schimpfte Schmidt damals. Berwein ist genauso wie Furkan Kircicek, Simon Gartmann und Jannik Fippl in Helds Fir-ma „Heldenprojetcs“ in Gräfelfing angestellt. Zweitspielrecht, Urlaube während der Spielzeit, noch immer kein Torwarttrainer – all das gehört zu den „Problemen neben dem Platz“, die Schmidt letzte Woche vor dem 1:1 in Deisenhofen öffentlich ansprach. Soll nicht gut angekommen sein.
Wie geht’s jetzt weiter, nachdem sich auch der erst vor kurzem verpflichtete Co-Trainer Peter Gartmann, der wegen Schmidt kam, („war kurz, hat aber Spaß gemacht“) verabschiedet hat? Vorerst tragen Co-Trainer Furkan Kircicek (28) und Rech die Verantwortung. Beide saßen gegen Türkspor Augsburg auf der Bank. Das ist aber nur eine Übergangslösung: „Die Suche nach einem neuen Cheftrainer läuft auf Hochtouren“, sagt Held. Einer, der es werden könnte, sitzt „im eigenen Haus“: Ben Enthart (46) ist im Nachwuchsbereich des TSV tätig. Sowohl beim VfL Kaufering als auch beim TSV Schwabmünchen hat er bereits erfolgreich im Herrenbereich gearbeitet.THOMAS ENRSTBERGER