Das macht Laune: Auf der Center-Position hat Harry Sayer die meisten Ballkontakte im Team. © IMAGO
Harte Tackles und feine Bohnen: Harry Sayer von den Munich Ravens liebt guten Kaffee. © Munich Ravens
München – Harry Sayer ist nicht nur ein harter Hund auf dem Feld, sondern auch einer mit feinem Näschen hinter der Theke. Denn der Center der Munich Ravens arbeitet zwischen den Saisons in der European League of Football (ELF) als Barista. „Das ist mein Hauptjob, denn ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Kaffee“, sagt der Taktgeber der offensiven Blocksteller. Und weil aufgrund seiner Rolle im Team die Chemie mit Quarterback Russell Tabor stimmen muss, unterhalten sich die beiden „fast jeden Morgen“ bei einer Tasse Kaffee. „Russ und ich verstehen uns richtig gut. Es ist super, diesen Dialog zu haben. Wir wollen dahin kommen, dass ich weiß, was er denkt, bevor er es überhaupt denkt. So wird unser Ablauf schneller. Er ist quasi derjenige, der hinter mir das Schiff steuert“, erklärt der 1,94-Meter-Mann.
Sowohl bei den Milano Seamen (2023) als auch bei den Berlin Thunder (2024) war der 25-jährige Brite als Right Tackle aktiv. Unter dem Münchner Headcoach Kendral Ellison rückte der ehemalige Rugby-Spieler nun ins Zentrum der O-Line und schulte auf die Center-Position um. „Ich bin von nie den Ball berühren zu bei jedem Spielzug den Ball haben gewechselt – das ist ein großer Unterschied“, sagt Sayer und fügt an: „Das ist eine coole Erfahrung, weil ich jetzt die Block-Schemen mitbestimme. Und natürlich musste ich auch lernen, zu snappen (Ballübergabe des Centers an den Quarterback; Anm.), was sehr wichtig ist.“
Dass ausgerechnet ein Quarterback eine große Rolle in seinem Football-Leben spielt, das war bereits vor Beginn seiner Karriere so. „Auf der Uni habe ich mit einem Quarterback aus Philadelphia zusammen gewohnt. Er meinte: ‚Hey, probier doch mal Football aus‘“, erzählt Sayer, der damals noch Rugby in der Wasp Academy auf höchstem Niveau spielte. „Anfangs dachte ich zwar, dass ich beides gleichzeitig machen kann, habe aber nach der ersten Football-Einheit nie wieder zurückgeschaut.“
Der Rest ist Geschichte: Von den Hildesheim Invaders in der German Football League 2 ging es für den britischen Kaffee-Connaisseur über die italienische Modehauptstadt Mailand nach Berlin und in diesem Jahr zu den Ravens. „Ich mag München wirklich sehr“, schwärmt Sayer, der eine Prise britischen Humors in die Mannschaft bringt: „Im Juli hat es hier fast jeden Tag geregnet, das hat mich sehr an meine Heimat erinnert“. Aber auch die vielen Grünflächen wie „der Englische Garten“ haben es Sayer angetan, der mit seiner Freundin gerne durch die Stadt schlendert und neue Orte erkundet. Gute Voraussetzungen, um auch in den nächsten Jahren die zentrale Figur in Russell Tabors Schutzwall zu spielen.MARKO ALEKSIC