Schreckmoment: Leon Goretzka knickte hier um.
München – Ehre, wem Ehre gebührt: Der FC Bayern hat zum Bundesliga-Auftakt am Freitagabend ein wahres Traumtor-Feuerwerk abgefackelt und das Start-Duell gegen RB Leipzig mehr als verdient mit 6:0 (3:0) gewonnen. Selbst Uli Hoeneß war vom Gala-Aufritt der Münchner so begeistert, dass er Sportvorstand Max Eberl auf der Ehrentribüne mit einem überschwänglichen Handschlag beglückwünschte, nachdem Michael Olise in den ersten 45 Minuten ein Doppelpack gelungen war und Neuzugang Luis Diaz zuvor seinen ersten Bundesligatreffer erzielt hatte. Die zweite Halbzeit stand dann ganz im Zeichen von Torjäger Harry Kane, dem ein lupenreiner Hattrick gelang. Zumindest für 90 Minuten war die Welt des deutschen Rekordmeisters also wieder in Ordnung – und Nebenkriegsschauplätze wie die Kadergröße oder der Einkaufsstopp interessierte an diesem Tag niemanden mehr.
„Ein Fakt ist, dass die Mannschaft sehr, sehr gut drauf ist“, hatte Bayern-Trainer Vincent Kompany vor Anpfiff am ran-Mikrofon gesagt. Die gezeigte Spielfreude solle laut dem belgischen Fußballlehrer jetzt auch in der Liga aufrecht erhalten werden. Und das bayerische Star-Ensemble sollte seinen Coach nicht enttäuschen: Nach einer knappen halben Stunde landete der Ball am rechten Strafraum bei Flügelspieler Olise. Der Franzose fackelte nicht lange und ließ die Kugel gekonnt über den Außenspann im Netz einschlagen (27.).
Einmal in Fahrt, ließ sich die Münchner offensive von der heillos überforderten RB-Hintermannschaft nicht mehr aufhalten: Nur fünf Minuten später vollendete Diaz eine Traumkombination inklusive Hacken-Vorlage von Serge Gnabry mit einem satten Schuss aus zwölf Metern unter die Latte. Mit dieser Aktion untermauerte der 75-Millionen-Neuzugang einmal mehr, dass er sein Geld wert ist. Für den 3:0-Pausenstand sorgte dann erneut Olise nach Vorarbeit von Gnabry (42).
Und wer dachte, dass die Bayern nach dem Seitenwechsel einen Gang zurückschalten – und angesichts des auf Kante genähten Kaders bereits jetzt Kräfte sparen – wurde eines Besseren belehrt: Immer wieder drückten die Münchner die Bullen in die eigene Hälfte und spielten sich am gegnerischen Strafraum fest. Trotzdem dauerte es 64 Minuten, ehe der Ball im Netz zappelte: Diaz glänzte diesmal als Vorbereiter, initiierte einen Konterangriff und bediente Kane. Der Engländer schlug im Sechzehner noch einen Haken und tunnelte RB-Keeper Peter Gulacsi im Fünfmeterraum.
Dass der zwischenzeitliche Leipziger Anschlusstreffer zum 1:4 wegen eines falsch ausgeführten Freistoßes aberkannt wurde, passte an diesem Abend ins Bild: RB gelang nichts, Bayern alles. Darum wechselte Kompany auch ordentlich durch, brachte mit Aleksandar Pavlovic, Minjae Kim, Sacha Boey und Lennart Karl vier frische Kräfte auf einmal. Pavlovic leitete umgehend das 5:0 ein, als er einen langen Ball auf Diaz spielte, der mit der Hacke auf Kane weiterleitete – und dessen Schuss aus 14 Metern neben dem rechten Pfosten einschlug (74.). Nur vier Minuten später sorgte der englische Torjäger für das 6:0.
Zur Wahrheit gehört trotz all berechtigter Euphorie nach der Tor-Party aber auch, dass Leipzig an diesem Abend kein Bundesligaformat hatte. Dem deutschen Rekordmeister dürfte dieser Umstand aber herzlich egal sein. MANUEL BONKE, VINZENT TSCHIRPKE