Trainer und Schützling: Sandro Wagner mit Augsburgs Mittelfeld-Talent Mert Kömür. © dpa/Hendrik Schmidt
Augsburg – Am Samstag um 15.30 Uhr im Freiburger Stadion erreicht Sandro Wagner (37) ein Etappenziel in seinem Karriereplan, der in der Endstufe Titel und Ruhm vorsieht: Er ist dann erst einmal Bundesliga-Trainer. Wie wird das sein? Wird er tief einatmen, einen Film an sich vorbeiziehen lassen, wird ihm ein wenig feierlich zumute sein? Die Kameras werden jede Regung, jeden Schritt festhalten, er wird im Mittelpunkt stehen. Doch innendrin spielt sich nicht ab, was man von außen vermuten würde. „Es ist wurst, wie ich mich fühle“, sagt Sandro Wagner, „ich bin unfassbar egal. Wichtig sind die Spieler, wichtig ist der FC Augsburg.“ Der Verein, den er ausgewählt hat, sein erster in der Bundesliga zu sein.
Um die Person Sandro Wagner war es diese Woche noch einmal in aller Ausführlichkeit gegangen. Sein Auftritt im Podcast Phrasenmäher hatte eine Reihe von Zitaten produziert. Doch je näher der Bundesligaauftakt in Freiburg rückt, desto bemühter ist Sandro Wagner, sein Lautsprecher-Image zu relativieren. Die erste Anfrage des Formats habe er „bereits 2018 erhalten und abgesagt. Und 2025 musste ich überlegen, ob ich noch einmal absage“. Er sieht sich „als großer Journalistenfreund“, daher kein weiteres Nein.
Aber er weiß: Das freudige Vorglühen, das sich in Augsburg in Absatzrekorden bei den Trikots geäußert hat, endet, nun müssen die Mannschaft und er, der neue Trainer, sich dem Realitätscheck unterziehen. Nach der 0:1-Niederlage im letzten Testspiel gegen den englischen Premier-League-Aufsteiger Sunderland (um den Ex-Leverkusener Granit Xhaka) hat er die Erwartungen bereits gedämpft. Die Rede war von „erst einmal kleinere Brötchen backen“ und einem „Übergangsjahr“. Das KI-Spielzeug ChatGPT rankt den FCA in einer Saisonprognose nur auf Platz 13 (einen schlechter als in der Vorsaison unter Jess Thorup), und da Wagner von sich sagt, „dass ich datenbasiert arbeite und datenaffin bin“, verkneift er sich eine kämpferische Ansage in Richtung der Maschinenwelt.
Freiburg als erster Gegner, noch dazu auswärts – „das ist ein Brett, ein Riesenbrett. Der SC ist uns wirtschaftlich und tabellarisch weit voraus“. Wagner muss auf seinen kreativsten Spieler verzichten, der Franzose Alexis Claude-Maurice „hat Fuß-Aua“. Dadurch wird FCA-Eigengewächs Mert Kömür (20) noch wichtiger. Den Dachauer hat Wagner schon länger aus der Ferne beobachtet und findet nun, „wenn man ihn im Training und Spiel sieht: Wow. Danke ins Nachwuchsleistungszentrum – er muss eine sehr gute Ausbildung genossen haben“.
Einsatzzeiten erarbeitet hat sich unter Wagner auch Stürmer Steve Mounié (30), der vorige Saison unter dem Radar geblieben war. Der neue Augsburger Trainer schätzt ihn als „interkulturell wichtig. Er ist der Papa der französischen Gruppe.“ Die ist sechs Spieler stark, ein wesentlicher Teil des Kaders.
Die Aufgabe, die er der Start-Elf mitgeben wird: „Ab 15.30 Uhr am Samstag muss es knallen. Die Jungs werden ineinander reinrammeln.“ Und das ist dann doch eine echte Sandro-Wagner-Ansage.GÜNTER KLEIN