ZUM TAGE

Abprallen an den Bayern

von Redaktion

Nach Leverkusen nun auch Leipzig

Wenn ein Club die Bayern besiegt, wird in der Berichterstattung nie die Sensation gewürdigt. Es geht immer um den Verlierer. Bayern-Niederlage = Katastrophe, Weltuntergang (für eine Woche). Und wenn die Münchner gewinnen, ist nichts Besonderes vorgefallen. Auch wenn der Sieg in einem Spitzenspiel stattfand.

Diesmal ist es anders, diesmal beinhaltet der Bayern-Erfolg auch eine große Verlierergeschichte. Denn das Opfer im Saisoneröffnungsspiel, in dem die Münchner sich regelmäßig austoben, war nicht von der Kragenweite HSV-Werder-Schalke. sondern es war RB Leipzig. Jenes Konstrukt, das spätestens seit dem Aufstieg in die Bundesliga als dauerhafter Gegenspieler des FC Bayern ausgemacht wurde. Vor einem Jahr wurde publik, dass Jürgen Klopp sich Red Bull anschließen werde – es hieß: Jetzt machen sie ernst in Fuschl am See, sie holen sich das ultimative Know-how und den finalen Meister-Spirit.

Jürgen Klopp war beim 0:6 am Freitagabend gar nicht in der Allianz Arena, er wollte wohl nicht Teil der Trauerkloß-Kombo-Bilder mit seinen Kollegen Oliver Mintzlaff und Mario Gomez sein – und auch die bedeutungsschwangeren Gegenschnitte von Trainer Ole Werner zu ihm vermeiden. Und die Wann-übernimmt-Kloppo-Frage.

Klopp wird RB nicht trainieren, er kann dort nichts gewinnen, die Sache ist aussichtslos. Leipzig wird nicht mehr sein als eine Plattform für internationale Talente, die, wenn sie unterschreiben, schon die nächste, die interessantere Station, im Blick haben. Und die, die in Leipzig bleiben, sind nicht gut genug für Größeres, mit ihnen wird man nicht Meister. Klopp kassiert sauber ab bei Red Bull, er besetzt eine Grüß-Gott-Stelle, die man einsparen kann. Man kann davon ausgehen, dass die Verbindung nicht lange hält.

Leipzig ist am FC Bayern abgeprallt – wie schon Dortmund, das auch in schwächeren Münchner Jahren nicht gut genug ist für eine Ablösung. Und auch Leverkusen büßt nun für die über zwei Jahre durchgehaltene Rivalität. Wenn eine Mannschaft merkt, dass ihr Coup eine Einmaligkeit bleiben wird, zerbricht sie – wie Wolfsburg 2009, wie Bayer jetzt. Das können auch gute Rahmenbedingungen, für die wie bei Leipzig Konzerne sorgen, nicht verhindern. Der Wettstreit mit Bayern erschöpft ganze Clubs.

Mit Eintracht Frankfurt verbindet sich die Hoffnung, hier könnte ein neuer Herausforderer entstehen. Doch ist es wirklich realistisch, dass ein Team, dem innerhalb eines Jahres Randal Kolo-Muani, Omar Marmoush und Hugo Ekitike weggekauft werden, die Bayern überholt, die Harry Kane schon hatten und Michael Olise und Luis Diaz dazubekommen haben? Nein.

Die Bayern werden auf Strecke dominieren in der Bundesliga. Was aber nicht heißt, dass in der frühen Phase der Saison nicht mal was passieren kann. Kommenden Samstag vielleicht, in Augsburg. Sandro Wagner schlägt Vincent Kompany wäre eine spezielle Sieger-Verlierer-Geschichte. Für eine Woche.

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