Alte Wunden aufgerissen

von Redaktion

Typisch BVB, wie Vorsprung auf St. Pauli verspielt wurde

Es schlägt ein zum 3:3: Dortmunds Torhüter Gregor Kobel kann St. Paulis späten Ausgleich nicht verhindern. © dpa

Hamburg – Julian Brandt war sichtlich genervt, Gregor Kobel wirkte ratlos. Und Trainer Niko Kovac? Der flüchtete sich nach dem verschenkten Auftaktsieg in Galgenhumor. Das wilde 3:3 (1:0) beim FC St. Pauli hat bei Borussia Dortmund alte Wunden aufgerissen – und jede Menge Fragen hinterlassen.

Stolpert der BVB abermals durch die Hinrunde? Haben die Dortmunder schon wieder nicht aus ihren Fehlern gelernt? Und kann diese Mannschaft dem FC Bayern im Meisterrennen auch nur annähernd gefährlich werden? Antworten darauf werden sich in den kommenden Monaten ergeben, doch der erste Eindruck nach kurzer Vorbereitung stimmt skeptisch. Der BVB macht wieder BVB-Dinge.

„Wir haben zwei Ziele ausgerufen: Weniger Rote Karten kassieren und auch solche Spiele über die Bühne bringen“, haderte Torhüter Gregor Kobel: „Das ist leider wieder nicht gelungen“. Die beiden späten Gegentreffer nach dem Platzverweis gegen den jungen Filippo Mane machten dem 27-Jährigen zu schaffen. Die Rote Karte sei natürlich ein „Spielbruch“ gewesen, sagte Kobel, dessen Teamkollegen bereits in der vergangene Saison stolze sechs Hinausstellungen produziert hatten.

„Intensität, Laufstärke, Teamgedanke und Zweikampfstärke“ seien zudem nicht ausreichend gewesen, monierte der Torwart, während Brandt (Torschütze zum zwischenzeitlichen 3:1) das Geschehene als „total unnötig“ einordnete. Am meisten aber ärgerten sich die Protagonisten darüber, nicht dennoch die drei Punkte eingesammelt zu haben. „Als Topmannschaft darfst du solche Spiele trotz einer dürftigen Leistung nicht hergeben“, sagte Trainer Kovac.

Doch ist der BVB das? Eine Topmannschaft? Zumindest, das wurde am Samstagabend deutlich, hatten sie sich schon einen Schritt weiter gewähnt, nach der furiosen Aufholjagd zum Ende der vergangenen Saison, die die Dortmunder doch noch in die Champions League katapultiert hatte. Aber wie so oft in der Vergangenheit wurde ein vermeintlich kleiner Gegner zum Stolperstein. Vor allem zu Saisonbeginn gehören solche Spiele fast traditionell zum Menü des BVB – in den vergangenen sechs Spielzeiten haben sie in Dortmund jeweils eine bessere Rück- als Hinrunde gespielt.

Es scheint, als brauche der BVB erst eine Schwächephase, um in Schwung zu kommen. Doch das lässt sich mit hohen Zielen schwer vereinbaren. Wollen sie in Dortmund ein ernsthafter Bayern-Jäger sein, muss es schnell bergauf gehen in Sachen Konstanz.

Das Folgeprogramm in der Liga (Berlin, Heidenheim, Wolfsburg, Mainz) bietet Potenzial für Entwicklung – doch die Personalsituation ist angespannt. Der ohnehin ersatzgeschwächten Abwehr fehlt nun auch noch Rotsünder Mane, was Kovacs Kreativität fordert. Sein Bruder und Co-Trainer, der einstige Topverteidiger Robert Kovac, sei schon mal kein Kandidat für die Startelf gegen Union, witzelte der Coach.SID

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