Viel Kampf, wenig Glanz bei Florian Niederlechner und 1860. © IMAGO/Heyne
Am Ende ließen die Löwen um Kapitän Jesper Verlaat den Hexenkessel am Tivoli verstummen. © sampics
München – Ein Partysong als Ansage an die Drittliga-Konkurrenz: Aus der Löwenkabine am Tivoli schallte am späten Samstagnachmittag der 1860-Klassiker „Stark wie noch nie!“ Die Zeile passte jedoch nicht so wirklich zu den 90 vorangegangenen Minuten: So stark präsentierte sich 60 beim 2:0-Sieg in Aachen nämlich nicht, profitierte von einer 30-minütigen Überzahl und schlug kurz vor Schluss durch die eingewechselten Patrick Hobsch und David Philipp eiskalt zu, fertig war der zweite Saisonsieg.
„Ich bin froh, dass Fußball ein Ergebnissport ist und es nicht um Schönheitspreise geht, denn die hätten wir heute nicht gewonnen“, resümierte Löwen-Coach Patrick Glöckner nach der Partie. Und er hatte Recht. Bis auf einen Niederlechner-Abschluss aus spitzem Winkel spielten sich die zuletzt so torgefährlichen Sechzger vor dem Seitenwechsel keine einzige Torchance heraus.
Stattdessen rissen die Aachener das Spiel an sich, angetrieben vom Hexenkessel Tivoli. 1860 zeigte sich beeindruckt, streute ungewöhnliche Fehler ein. Kapitän Jesper Verlaat erklärte: „Beim Einparken dreht man auch die Musik runter, um sich konzentrieren. War für uns hier natürlich nicht möglich.“ Der 29-Jährige weiß, dass Sechzig bei den Alemannen vieles vermissen ließ, betonte aber gleichzeitig: „Am Ende des Tages fragt keiner mehr nach der Art und Weise, wir haben mit 2:0 gewonnen. Es ist geil, wenn du diese Spiele hintenraus dann gewinnst.“
Großen Anteil daran hatte die Szene in der 64. Minute: Ex-Bayern-Talent Gianluca Gaudino stieg bereits verwarnt rustikal gegen Niederlechner ein, Schiedsrichter Robert Kampka zückte Gelb-Rot – eine harte, aber vertretbare Entscheidung. „Das war der Gamechanger“, wusste auch Löwen-Geschäftsführer Christian Werner um die Bedeutung der Szene.
Mit einem Mann weniger schwanden bei der Alemannia die Kräfte, während Glöckner hochklassiges Personal nachlegen konnte. Eine Minute vor dem Ende steckte Thore Jacobsen – bester 1860-Feldspieler an diesem Tag – genial auf Kevin Volland durch. Dessen abgefälschter Schuss fiel Hobsch vor die Füße, doch noch die Führung für die Sechzger. Aachens Widerstand war gebrochen, die Räume für die Löwen wurden riesig. Zauberfuß Volland weiß so etwas auszunutzen. Millimetergenauer Chip auf Philipp, der in der ersten Minute der Nachspielzeit den Deckel draufmachte.
Auch Werner jubelte auf der Tribüne lautstark, nur um wenige Minuten später wieder in seine gewohnt mahnende Rolle zu schlüpfen: „Mit dem Spiel an sich sind wir nicht zufrieden. Wir müssen uns weiterentwickeln, besonders im Spiel mit dem Ball.“ Mit dieser Meinung dürfte er nicht alleine dastehen.MARCO BLANCO UCLES