Der Angreifer überzeugte gegen Leipzig als Spielmacher. © Ruiz, Simon/Imago
München – Alle öffentlichen Kader-Debatten der letzten Wochen lasen sich in etwa so: Die Offensive des FC Bayern ist zu dünn besetzt, schließlich ist als Back-Up für Stürmer Harry Kane und die Flügelspieler Luis Diaz und Michael Olise nur Serge Gnabry verfügbar. Damals war ein Transfer von Nick Woltemade als Zehner in die Gedankenspiele mit eingepreist oder zumindest ein Ersatztransfer wie Christopher Nkunku, der dann mutmaßlich die vierte Stammkraft im Angriff gewesen wäre.
Spätestens nach dem Bundesliga-Auftakt steht aber fest: Gnabry geht keinesfalls als Back-Up in die Saison – sondern ist als Stammspieler auf der Zehn eingeplant! Der 30-Jährige brillierte gegen Leipzig dermaßen als Spielmacher (tz-Note 1), dass es im Nachgang von allen Seiten Lob hagelte: „Als wir zur Halbzeit in die Kabine gegangen sind, habe ich schon zu ihm gesagt, dass er ein außergewöhnlich gutes Spiel macht“, sagte Teamkollege und Vize-Kapitän Joshua Kimmich. „Er hat unfassbar gute Entscheidungen getroffen und war sehr dynamisch. Das war eine herausragende Leistung!“
Schließlich sorgte Gnabry mit seinen Dribblings und Abschlüssen wie dem Lattenknaller in der ersten Hälfte nicht nur immer wieder für Gefahr, sondern bereitete mit einem traumhaften Pass per Hacke auch das erste Bundesligator von Luis Diaz vor. Daher schwärmte auch Vincent Kompany: „Serge ist ein sehr unterschätzter Spieler. Er war in der Vergangenheit immer wieder wichtig in großen Spielen für den FC Bayern und ist immer wieder wichtig“, so der Coach. „Ich bin nicht überrascht und finde nicht, dass er aktuell viel besser ist als normal – das ist sein Niveau.“
Damit sorgt Gnabry auch für auf dem Transfermarkt für leichte Entspannung. Statt eines Akteurs, der bis zur Rückkehr vom Jamal Musiala Ende des Jahres die Rolle als Zehner einnimmt, „reicht“ nun das Profil eines Ersatzspielers für Gnabry, Olise und Diaz.
Der kolumbianische Neuzugang profitierte im Zusammenspiel mit Gnabry nicht nur von dessen Hacken-Assist, sondern verstand sich auch auf Anhieb in taktischen Belangen: Wann immer es Gnabry nach außen zog, rückte Diaz in die Mitte und sorgte dort für Gefahr. Auf diese Weise entstand auch das Tor zum 2:0 gegen RB, bei dem Diaz den Ball von der Strafraumkante unter die Latte jagte. V. TSCHIRPKE, M. BONKE