Trumpf oder Kasper-Theater?

von Redaktion

Neuer Bayern-Vorstand lässt noch auf sich warten

Hoeneß (links) und Hainer suchen einen neuen Vorstandskollegen für Dreesen (r.). © Imago

München – Eine wahre Bewerbungsflut brach über Herbert Hainer herein, nachdem feststand, dass Finanzvorstand Michael Diederich den FC Bayern auf eigenen Wunsch verlassen und sich der Deutschen Bank anschließen wird. Zahlreiche Banker witterten ihre Chance auf einen Job in der Chefetage des deutschen Rekordmeisters. Kleines, aber entscheidendes Problem der Bewerber: Der Präsident sucht in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender für den vakanten Vorstandsposten keinen Finanzexperten, sondern einen Vertriebsprofi. Das teilte Hainer den Interessenten in seinen Absage-Mails höflich mit.

Zuvor hatte der 71-Jährige bereits öffentlich nach dem Aus von Diederich erklärt: „Für uns gibt es jetzt die Chance, die Vorstandsbereiche neu und sauber zusammenzustellen. Jetzt haben wir die Chance, die Position für Marketing und Vertrieb genau so zu besetzen, wie wir wollen.“ Zur Erklärung: In das Aufgabengebiet von Finanzer Diederich fielen neben den Finanzen unter anderem die wichtigen Direktionen „Global Partnerships“ und „Global Commerce“. Obwohl fachfremd, schaffte es der Ex-Banker durch seine Fähigkeit als exzellenter Netzwerker, bestehende Sponsoren-Deals auszubauen (Telekom) und neue lukrative Platin-Partnerschaften zu aktivieren (Emirates, meine Volksbank Raiffeisenbank, Betano, EA Sports, Drutex).

Den Wunschkandidaten für die Diederich-Nachfolge hatte der Club relativ schnell ausgemacht: Rouven Kasper, aktuell für den VfB Stuttgart als Vorstand für Marketing und Vertrieb zuständig. Hainer fühlte vor und der 43-Jährige – der von 2016 bis 2022 das Asien-Geschäft der Bayern aufgebaut hatte – soll grundsätzliches Interesse signalisiert haben. Als die Münchner dann zum Supercup in Stuttgart gastierten, saßen Kasper und Hainer nur wenige Meter voneinander entfernt auf der Ehrentribüne.

Kurios: Wie unsere Zeitung erfuhr, wussten einige Aufsichtsräte bis zum Bundesligastart am Freitag nicht über das weitere Vorgehen bei der Vorstandssuche Bescheid und waren nicht glücklich darüber, dass sie nicht transparent über den aktuellen Stand informiert wurden. Vor allem vor dem Hintergrund, dass am Montag die turnusgemäße Aufsichtsratssitzung stattfand. Darum rechnet man vereinsintern auch damit, dass der neue Vorstand auf sich warten lässt.

Bevor das mächtige Gremium um 17 Uhr in der Allianz Arena tagte, traf sich eine Stunde zuvor allerdings der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats. Dieses Organ kommt insbesondere bei eilbedürftigen Entscheidungen oder Personalthemen wie beispielsweise der Vorstandsanstellung zusammen. Geht es mit dem Bald-Bayern-Boss also doch plötzlich schnell? Wird Kasper sogar zum Trumpf für Hainer – oder steht nach dem geplatzten Wechsel von Nick Woltemade nach München das nächste Transfer-Theater mit den Schwaben an? Immerhin läuft der Vertrag des zweifachen Familienvaters in Stuttgart noch bis zum 31. Dezember 2028.MANUEL BONKE

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