Der Höhenflug der Ravens

von Redaktion

In drei Jahren an Europas Football-Spitze – das Highlight-Spiel wartet

Mit der „Ravens Crowd“ gibt es einen eigenen Fanclub, der auch zu Auswärtsspielen reist. © Schoenherr/Imago

Akribischer und leidenschaftlicher Coach: Kendral Ellison hat das Kommando. © IMAGO

Die Ravens mögen Spektakel, gewannen diese Saison viele Krimis. © IMAGO

München – Und plötzlich waren die Raben da. Vor über drei Jahren verkündeten die Munich Ravens mit einem Trailer ihre Präsenz auf der Football-Landkarte. Als Gründungsmitglied der European League of Football. Damals waren noch viele Fragen offen. Ticketpreise, Security, Catering … Wo wird gespielt? Und wer spielt überhaupt? 500 Spieler aus aller Welt (auch aus Brasilien und Japan) meldeten sich für ein Probetraining im Olympiastadion.

Und zack, am kommenden Sonntag steht das größte Spiel der noch jungen Vereinsgeschichte an. Im Playoff-Halbfinale (15 Uhr) empfangen die Münchner Stuttgart Surge. Der Gewinner spielt um Europas Krone. Den Showdown im Sportpark Haching haben sich die Ravens mit einer überragenden Spielzeit verdient. Elf Siege und nur eine Niederlage (ausgerechnet gegen Stuttgart) in der regulären Saison. In Heimspielen seit über zwei Jahren ungeschlagen. Innerhalb von drei Jahren in die europäische Football-Elite.

Ausgerechnet gegen Stuttgart

Neulich gab es mal wieder einen Moment, bei dem Thomas Krohne das Herz aufgegangen ist. Krohne war Präsident des Deutschen-Volleyball-Verbandes, im Aufsichtsrat bei Werder Bremen – und ist Mitgründer und Besitzer der Munich Ravens. Am Tag nach dem Auswärtsspiel in Breslau machte er mit seiner Frau noch eine Stadtführung. Ebenfalls bei der Führung dabei – zwei Ravens-Fans. „Es gibt Menschen, die hunderte Kilometer reisen, um die Munich Ravens zu sehen. Das bedeutet mir unglaublich viel und spricht auch für die Entwicklung des Franchise.“ Zu dem besonderen ELF-Spiel im Nürnberger Max-Morlock-Stadion gegen Stuttgart fuhr Krohne 2024 mit dem Zug. Er sah einen Familienvater mit zwei Kindern durch den Gang laufen, alle trugen ein Ravens-Trikot. Der Rabe verbindet.

Über 5000 Zuschauer kamen in der ersten Saison durchschnittlich. Gegen Madrid waren zuletzt wieder über 4500 Menschen in Haching, um ein Football-Spiel zu sehen. Mit der „Ravens Crowd“ gibt es einen eigenen Fanclub. Die Atmosphäre beflügelt. Wobei dieses Team es dem Publikum auch leicht macht, es gibt genügend Gründe, um zu jubeln. Cheftrainer Kendral Ellison hat seine Philosophie durchgesetzt, seine Bande aus „bayerischen Brüdern“ geformt. Ein Team, das sich nicht zerfetzt, wenn es mal hinten liegt. Sondern immer an den Sieg glaubt. Sean Shelton, einst erfolgreiches Quarterback-Genie, schafft als Sportdirektor Strukturen, die zum Erfolg führen.

Doch die Professionalität der Ravens lässt sich nicht auf die gesamte Liga übertragen. Es brodelt. Acht Teams haben eine Allianz gegründet und ELF-Geschäftsführer Zeljko Karajica (der mittlerweile zurückgetreten ist) angezählt. Zu wenig Fortschritte, zu wenig Transparenz, zu viel Unruhe. Die Vereine sind nicht profitabel, das ist auch bei den Ravens so. „Aktuell verliere ich mit meinem Investment zwar Geld, aber ich glaube weiter an das Potenzial von europäischem Football“, sagt Krohne: „Die Resonanz und Entwicklung bei Sponsoren, die Zuschauerzahlen im Stadion, der Merchandise Verkauf und die Reichweite bei den Medien sind sehr vielversprechend und zeigen einen positiven Trend.“

Welche Lösung nach der Saison auch gefunden wird, die Munich Ravens werden weiter fliegen. „In München ist sportlicher Erfolg sehr wichtig“, sagt Krohne: „Anders wirst du nicht wirklich wahr genommen.“ Umso mehr freut die Verantwortlichen die Entwicklung innerhalb der Franchise. Die Spieler schätzen das leistungsfördernde Umfeld. Zum Auswärtsspiel nach Breslau ging es in sehr komfortablen Bussen mit eigenen Schlafkabinen. Nochmal tief schlummern und durchatmen vor dem Halbfinale gegen Stuttgart. Die Reise der Ravens ist noch lange nicht abgeschlossen.NICO-MARIUS SCHMITZ

Artikel 9 von 11