BASKETBALL

Trainer-Schock vor EM-Auftakt

von Redaktion

Bundestrainer Álex Mumbrú liegt im Krankenhaus

Bundestrainer Álex Mumbrú wird den Auftakt gegen Montenegro nicht von der Seitenlinie begleiten. © Tilo Wiedensohler

Tampere – Schon beim ersten Training nach der Landung in Finnland fehlte Álex Mumbrú überraschend. Kapitän Dennis Schröder und Co. schickten dem Bundestrainer eine aufmunternde Videobotschaft – doch am Dienstag folgte die bittere Nachricht: Der Spanier liegt wegen eines akuten Infekts zur Vorsorge im Krankenhaus und wird den Start der Mission EM-Gold verpassen.

Wie der Deutsche Basketball Bund (DBB) mitteilte, werde Mumbrú stationär behandelt. Ihm gehe es „deutlich besser“, doch das erste Gruppenspiel am Mittwoch (15.30 Uhr/RTL und MagentaSport) in Tampere gegen Montenegro kommt zu früh. Nachwuchs-Bundestrainer Alan Ibrahimagic wird zeitweise als Cheftrainer übernehmen. „Einer muss da vorne stehen, das bin ich“, sagte Ibrahimagic, der unter anderem 2025 WM-Silber mit der deutschen U19 holte.

Nach allem, was man über den deutschen Basketball weiß, hat es noch nie ein Sommertrainingslager mit Sonne, Pool und Badehose gegeben. Und dann kam Álex Mumbrú. Der ließ sogar die Frauen und Familien im Hotel in Spanien einquartieren, entlüftete den Mief, der die Sommer der Vergangenheit geprägt hatte.

Er ist der Mann, der dieses gewaltige Vermächtnis zu verwalten hat. So haben es sich die Oberen des Verbands erdacht. Im Wissen, dass sie hier keinen Provisor anstellen, sondern einen Reformer. Der Spanier hätte es sich wunderbar einfach machen und die Lehren des Gordon Herbert weiterführen können. Aber er entschied sich für eine Neuordnung. Er findet: Dieses deutsche Team hat noch nicht fertig. Es ist jung genug für eine eigene, neue Identität. Der Spanier nahm alle bisherigen Zutaten, mischte sie mit seinen eigenen, warf alles in eine Pfanne. Und die köchelt noch immer vor sich hin, was womöglich das große Hindernis des Sommers darstellen könnte.

Unter Gordon Herbert spielte Deutschland modern, doch selten mutig. Álex Mumbrú schob die Regler auf Anschlag hoch. Ganzfeld-Verteidigung bis zur Erschöpfung? Zwölf Mann im Einsatz? Überschalltempo von Minute eins bis 40? Noch mal mehr Dreier? Aggressivstes Rebounding im Angriff? Sieben unterschiedliche Varianten in der Defensive? Der Spanier testete so ziemlich alles, auch Radikales, brach mit manch’ Konvention auf Welt-Niveau.

Was nun tatsächlich bis zur K.o.-Runde in Riga, Lettland, übrig bleibt, ist schwer abzuschätzen. Bei allen Experimenten hält Mumbrú noch immer den zweitbesten Kader (hinter Serbien) in der Hand. Mit Dennis Schröder und Franz Wagner hat er zwei Weltklasse-Leute, alle anderen (außer die Serben) haben maximal einen. Deutschlands Mix aus Athletik, Erfahrung und Spielverständnis hat niemand. Eine Medaille ist drin, mit etwas Glück gar Gold. Als einzige wirkliche Schwäche klafft die Center-Position, auf der ein zweiter Ringbeschützer von Weltformat fehlt, nachdem Moritz Wagner (Kreuzbandriss), Ariel Hukporti und NBA-Champion Isaiah Hartenstein abgesagt haben. ANDREAS MAYR

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