„Oliver David baut die Leute auf“

von Redaktion

EHC-Zugang Ryan Murphy über seine Karriere: NHL war nicht der Höhepunkt

Vier Spiele, drei Niederlagen (wie hier gegen Rögle BK aus Schweden): Die Vorbereitung läuft noch nicht rund für den EHC und Ryan Murphy. © IMAGO/GEPA

Zweimal Meister mit Salzburg geworden: Ryan Murphy. © Red Bull/City-Press

München – Ryan Murphy (32) ist einer der Neuzugänge beim EHC Red Bull München, der am Freitagabend (19 Uhr) in Bad Tölz gegen die Graz99ers ein weiteres Testspiel bestreitet. In gesetztem Alter geht der Kanadier den Schritt von der niedriger einzustufenden multinationalen ICE Hockey League mit überwiegend österreichischen Teilnehmern in die DEL. Andererseits: Er hat auch in der NHL (Carolina, Minnesota, New Jersey) gespielt und in Russland. Wo also steht Ryan Murphy?

Hallo Ryan. Als München Sie aus Salzburg verpflichtete, erzählte uns Phillip Sinn, der dort mit Ihnen gespielt hat, Folgendes: Ryan Murphy sei der Beste, mit dem er je auf dem Eis gestanden habe. Und es sei sicher, dass Sie in der Saison 2025/26 DEL-Verteidiger des Jahres werden. Glückwunsch!

Oh, mein Gott, Sinner! Das ist ein hohes Lob. Er war ein junger Spieler in Salzburg, mit Ups und Downs, ich war an seiner Seite, und wie es aussieht, komme ich nicht weg von ihm, denn er ist ja auch hier in München. Jetzt gibt er mir gleich ganz schön viel Druck.

Aber er wirkte ehrlich beeindruckt.

Die Erwartungen sind hoch, aber vor allem meine eigenen an mich. Ich habe schon eine lange Karriere und bin glücklich mit dem Spieler und der Person, die ich jetzt bin. Wenn ich jungen Spielern wie Sinn und Philipp Krening (ebenfalls von Salzburg nach München, d. Red.) helfen kann, mache ich das. Das kommende Jahr kann ein Spaß werden.

Sehen Sie sich als Mentor von jungen Spielern?

So sehe ich mich eigentlich nicht. Ich bin ein Spieler, der an seinem eigenen Spiel arbeitet. Aber ich sehe keinen Grund, warum ich ihnen nicht mitteilen sollte, wie ich Situationen, die ich so ähnlich erlebt habe, bewältigt habe oder wie ich in ihnen gescheitert bin. Ich helfe gerne jedem, besser zu werden, und ich plane auch, im Eishockey zu bleiben als Coach oder Agent.

Sie spielten in der NHL, AHL, der russischen KHL, in Österreich – was war der beste Teil Ihrer Karriere?

In der NHL zu spielen, war ein Traum, den ich mir ziemlich jung erfüllt habe. Aber wenn ich zurückblicke auf damals: Die Person, die ich war, erkenne ich kaum wieder. Ich war unreif und würde, wenn ich in der Zeit zurückreisen könnte, vieles anders machen. Bevor ich schließlich nach Österreich kam, hieß es, das sei eine der schlechtesten Ligen in Europa – aber ich habe dort eine große Leidenschaft erlebt. Und die zwei Titel, die ich mit Salzburg gewonnen habe, wurden letztlich zum Highlight meiner Karriere.

In die KHL gingen Sie zu einer ungünstigen Zeit. 2020 in Minsk in Belarus gerieten Sie in eine Art Bürgerkrieg hinein.

Ich ging nach Minsk, weil ich hoffte, dort in meine beste Form zu kommen und in die NHL zurückkehren zu können, wenn es in Nordamerika losgeht. Aber ja, das war leider zu einer Zeit, die man nicht erleben möchte als Importspieler aus Kanada. Doch ich muss auch sagen: Großartige Menschen gibt es überall, ich hatte dort Freunde und einen hervorragenden Coach. Man hat mich nicht gezwungen, zu gehen, aber es hat sich dann was in Nordamerika ergeben. Grundsätzlich finde ich es cool, im Ausland Eishockey spielen zu können. Aber auf den weiteren Stationen in Russland war ich mit mir als Spieler nicht zufrieden. Ich habe versucht, defensiv stärker zu werden, ohne meine offensiven Fähigkeiten zu verlieren, diese Balance habe ich nicht hinbekommen.

Jetzt sind Sie der Spieler, der nicht von einer besseren in eine minderwertige Liga geht, sondern umgekehrt. Ihre Gedanken zur DEL?

Ich weiß, das es eine gute Liga ist mit guten Spielern und guten Coaches. Aber ich habe mit Salzburg in der Champions League gespielt, gegen Schweizer Mannschaften, gegen die deutschen. Es ist nicht so, dass wir all diese Spiele gewonnen hätten, doch wir sind an den Gegnern gewachsen, haben die Spiele sogar kontrollieren können. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Salzburg so viel lernen kann. Ich bin nicht nervös, wenn ich in die DEL komme. Ich bleibe ja im vertrauten Red-Bull-System, habe weiterhin David Oliver als Coach und bin zuversichtlich, mit ihm viel gewinnen zu können. Er hat in Salzburg zwei Jahre Großes aufgebaut.

Frage an den kommenden DEL-Verteidiger des Jahres: Kann David Oliver DEL-Trainer des Jahres werden?

Definitiv. Verschiedene Spieler reagieren auf verschiedene Trainer unterschiedlich. Man kann einen einschüchternden Coach bekommen, der herumschreit und einen niedermacht, oder einen Players‘ Coach, der die Leute aufbaut. So einer ist Oliver, und unter einem solchen Coach spiele ich am besten. Das ist auch die Zukunft des Coachings.

INTERVIEW: GÜNTER KLEIN

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