ZUM TAGE

Nein, sie spinnen nicht, die Stuttgarter

von Redaktion

Woltemade wechselt nach England

Was wurde nicht alles über den VfB geschimpft! Raffgierig seien die Schwaben, hieß es. Sie hätten übertriebene und realitätsferne Ablösevorstellungen, seien völlig wahnsinnig, das erste, zweite und dann auch noch das dritte Angebot des FC Bayern für Nick Woltemade abzulehnen – und das auch noch ohne Verhandlungen oder wenigstens Gespräche aufzunehmen. Ja, spinnen die denn, die Stuttgarter?

Seit gestern weiß nun auch der letzte hyperventilierende Bluthochdruck-Patient: Nein, sie spinnen nicht. Denn Newcastle United – mit saudischem Geld alimentiert und womöglich bald selbst noch von Liverpool für Stürmer Isak mit Millionen überschüttet – hat die Ablöseforderungen des VfB erfüllt. „Etwas Außergewöhnliches“ müsse es schon sein, sagte VfB-Boss Alexander Wehrle immer wieder über einen theoretischen Verkaufspreis für Woltemade, den man ja eigentlich gar nicht abgeben wollte. Einen Preis, den der FC Bayern partout nicht zahlen wollte.

Im Juni fragte Max Eberl bei der Club-WM noch recht spöttisch: „Ist Nick Woltemade 80 Millionen Euro wert?“ Die Antwort: Nein – er ist 85 Millionen Euro wert. Plus noch einmal bis zu fünf Millionen Euro an möglichen Boni obendrauf.

Und warum? Weil der Preis in der freien Marktwirtschaft schon immer von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Nur: Wenn es gar kein (Verkaufs-)Angebot gibt – wie im Fall Woltemade –, dann wird es eben teuer. Den Preis bestimmt dann einzig und allein der Verkäufer. Newcastle ist darauf eingegangen, der FC Bayern nicht.

Über Wohl und Wehe dieser wirtschaftlichen Entscheidung wird die Zukunft entscheiden. Doch eines steht schon jetzt fest: Der VfB Stuttgart geht als ganz großer Gewinner aus dieser Transfersaga hervor. Weil er standhaft geblieben ist. Weil er sich nicht hat beirren lassen vom ganzen Geschrei um die – ja, sind die denn wahnsinnig? – drei abgelehnten Bayern-Angebote.

Dafür gebührt den Bossen Respekt. Und wer vorher draufgehauen hat, sollte nun selbstkritisch in den Spiegel schauen. Oder ist das jetzt auch übertrieben?

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