ZUM TAGE

Der Fall Jackson als bittere Pointe

von Redaktion

Bayerns Transfer-Theater

Es ist mal wieder so weit, wie immer am 1. September. Deadline-Day, beim Pay-TV-Sender tragen sie gelbe T-Shirts und in der großen weiten Fußball-Welt drehen sie durch. Wer kann noch kommen? Wer muss noch gehen? Immerhin: das gute alte Fax-Gerät spielt (wie einst beim Nicht-Wechsel von Eric Maxim Choupo-Moting) im Jahr 2025 keine Rolle mehr. Bis 20 Uhr an diesem Montag dürfen Spieler im Online-Registrierungstool mit dem passenden Namen TOR verzeichnet sein. Schon jetzt ist klar, dass der Ticker bis dahin heiß laufen wird. Und seit Samstagmittag ist auch klar, dass der FC Bayern wieder mittendrin ist in diesem Last-Minute-Theater, bei dem man sich einst zurücklehnen und die Darbietung der anderen genießen konnte.

„Früher haben wir über diesen Deadline Day gelacht“, hat Uli Hoeneß 2023 gesagt, als er unter dem Eindruck des gescheiterten Deals von Joao Palhinha stand. Zwei Jahre später werden der Ehrenpräsident und seine Kollegen Zeugen davon, dass es schlimmer immer kommen kann. Bis vor Anpfiff des 3:2 in Augsburg sah es danach aus, als könne Max Eberl zu Beginn der Woche Chelseas Nicolas Jackson als Top-Lösung präsentieren. Nach Abpfiff war der Deal von Chelsea-Seiten geplatzt – und Eberl und Co. zurück an diversen Verhandlungstischen.

Die Pointe passt zu dieser Transferphase, in der schon Florian Wirtz und Nick Woltemade empfindliche Stiche ins Bayern-Herz gesetzt hatten. Aber sie ist zu bitter, um darüber zu lachen. Von Eberl ging daher eine Mischung aus Ungläubigkeit und Schock aus, verbunden mit dem Versuch, Positivität auszustrahlen. Dass ihm nur noch knapp 48 Stunden blieben, um aus dem deutlich zu dünnen Kader einen titelreifen zu formen, war ihm freilich klar. Genau wie die Tatsache, dass er öffentlich das Gesicht des Schlamassels ist. Wirklich fair allerdings ist das nicht.

Der Fall Jackson war fremdbestimmt – und kam sowieso zu diesem späten Zeitpunkt nur zustande, weil Eberl in einem Feld agieren muss, das ihm kaum Handlungsspielraum lässt. Bitte erst verkaufen, dann kaufen, bitte doch lieber leihen statt kaufen: Finanzielle Weitsichtigkeit birgt das Risiko, dem sich der FC Bayern in dieser Saison des Umbruchs stellen muss. Übrigens selbst wenn am Deadline Day noch was passiert.

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