Das Telefon als bester Freund: Eberl hat 48 Stunden. © IMAGO
Will nur nach München: Jackson am Samstag. © Insta
München – Der Sonntag von Max Eberl war pickepackevoll. Aber das war schon abzusehen gewesen, als der Schlusspfiff des am Ende hitzigen 3:2 (2:0) des FC Bayern in Augsburg ertönt war. Das Geschäft mit dem FC Chelsea über die Leihe von Nicolas Jackson hatte sich binnen der 90 Minuten des schwäbisch-oberbayerischen Derbys (3:2) von einem so gut wie „Done Deal“ zu einem „Failed Deal“ entwickelt. Eberl hatte das Telefon schon während des Spiels dauernd am Ohr, am Tag danach nun versuchte der 51-Jährige zu retten, was zu retten ist. Es wurde und wird verhandelt, was das Zeug hält – sogar die Option eines eigentlich ausgeschlossenen Kaufs wird geprüft. Entscheidung: wohl am Deadline Day.
Der vierte Sieg im vierten Pflichtspiel hatte schnell eine untergeordnete Rolle gespielt, denn die Entwicklung in München war doch spannender. Jackson, über dessen Leihe für rund 15 Millionen Euro man sich mit Chelsea geeinigt hatte, hatte freudige Fotos aus dem Flieger gepostet und schon bayerischen Boden unter den Füßen, als Chelsea auf die Verletzung von Liam Delap reagierte – und das Geschäft platzen ließ. „Wir hätten gerne gehandelt, aber konnten nicht. Wir werden ihn zurückschicken“, sagte Eberl resigniert, der geplante Medizincheck war ja nicht erlaubt. Aber weil Jackson und seine Berater dem Ruf aus London nicht folgten, kam nochmal Bewegung in die Sache. Rund 65 Millionen Euro rufen die Engländer für den Senegalesen auf, und die Haltung ist klar: Kaufen – oder wieder heim schicken. Für Eberl und Sportdirektor Christoph Freund ein Dilemma.
Die Frage, ob der die Leih-Vorgabe aus dem Aufsichtsrat angesichts der unglücklichen Umstände noch einmal überdacht werden könne, wurde Eberl gleich zwei Mal gestellt. Seine Antwort kam prompt, er habe „einen klaren Auftrag“, und diesen wolle er in den nächsten 48 Stunden erfüllen. Jeder – Eberl und seine „großartigen Kollegen“ Kompany und Freund – werde seine Kontakte spielen lassen. Namen wie Leipzigs Lois Openda (einst ein Eberl-Kauf) kursieren und sind auch nicht abwegig. Kompany schätzt seinen Landsmann, nach Informationen unserer Zeitung hätte RB den 25-Jährigen außerdem gerne von der Gehaltsliste. Auch Ademola Lookman von Atalanta Bergamo steht auf der Liste, die Bayern beackert.
Priorität aber hatte am Sonntag Jackson, der sowohl im Zentrum als auch auf beiden Flügeln spielen kann und unbedingt zu den Bayern will. Eberl war bemüht, „die Ruhe zu bewahren, klare Gedanken zu haben, nicht wild zu werden und Aktionismus zu betreiben“. Fast mantraartig sprach er den Satz: „Wir haben schon viel umsetzen können von dem, was wir umsetzen wollten.“ Dass das allerdings eher auf der Ab- als auf der Zugang-Seite der Fall war, sah man am Samstag auch im Spiel. Ohne die drei Langzeitverletzten Jamal Musiala, Alphonso Davies und Hiroki Ito pfeift der Kader aus dem letzten Loch. Auch wenn Eberl versicherte: „Wir sind so gut aufgestellt, international um Titel zu spielen.“
Manuel Neuer sagte offener, man würde sich „schon freuen“, würde noch der eine oder andere Spieler dazu kommen. Die Zeit tickt – und dann, sagte Eberl, „ist Urlaub“.H. RAIF, M. BONKE, P. KESSLER