Der amerikanische Traum lebt

von Redaktion

Münchner Doppel Schnaitter/Wallner erreicht das Achtelfinale

Stolz und kaputt: Jakob Schnaitter und Mark Wallner

New York – „Das war ein unglaubliches Match. Wahnsinn!“ Auch weit nach Mitternacht New Yorker Zeit können die Münchner Tennis Profis Jakob Schnaitter und Mark Wallner ihr Glück noch nicht so richtig fassen. Das Match gegen das österreichisch-amerikanische Doppel Alexander Erler und Robert Galloway hatte wie ein Hitchcock-Thriller eine unerwartete Wendung nach der anderen. 7:6 (7:3), 5:7, 7:6 (11:9) hieß es am Ende für die Münchner. Sie erreichen damit erstmals das Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers.

Der Tiroler Erler und US-Boy Galloway waren eigentlich die Favoriten nach ihrem sensationellen Sieg in Runde eins der US-Open gegen die toppgesetzten Wimbledon-Sieger Cash/Glasspool. Doch der 26 Jahre alte Wallner und sein Kumpel Schnaitter (29) hielten voll dagegen. Der Tiebreak musste im ersten Satz die Entscheidung bringen. Und hier spielten die Münchner beim Stand von 3:3 unwiderstehlich – vier Punkte in Folge bedeuteten den Satzgewinn. Dass es die ganze Zeit erstaunlich laut auf dem Platz war, störte die Münchner nicht. Im Gegenteil: Beide hatten vor ihrer Profikarriere in den USA studiert und College-Tennis gespielt. „Wir kennen das und lieben diese Atmosphäre“, sagte Schnaitter und Wallner ergänzte: „Daraus saugen wir unsere Energie.“

Im zweiten Satz erhöhten Erler und Galloway nochmals den Druck. Schnaitter musste seinen Aufschlag zum 5:6 abgeben. Es war das erste Break überhaupt, was letztendlich zum Satzausgleich führte.

Ihre Moral aber ungebrochen. „Ich kann mich an keinen einzigen Moment erinnern, wo ich unkonzentriert war“, sagte Wallner. Beim Stand von 5: 5 im dritten Satz dann wieder ein Break gegen die Münchner. Erler reckte beide Fäuste gegen den vom Flutlicht erhellten New Yorker Nachthimmel, als wäre das Match bereits entschieden. Eine Pose, die dem Tennisgott, sofern es ihn überhaupt gibt, vielleicht missfiel. „Obwohl wir beim Seitenwechsel schon etwas gebrochen waren“, wie Schnaitter einräumte, schaffte das Münchner Duo das schier unmögliche: Das Rebreak zum 6:6!

Im langen Matchtiebreak passierte den vier Profis, was jeder Hobbyspieler kennt: Doppelfehler in entscheidenden Momenten. Erst 8:2 für die Münchner, dann wie aus dem Nichts 9:9. Und jetzt patzte ausgerechnet der Tiroler Erler. Nach einer bis dahin makellosen Partie: Doppelfehler. Nach fast drei Stunden gab es den fünften Matchball für die Deutschen. Aufschlag Schnaitter, Rückhandvolley Wallner, 11:9, Sieg!

„Um richtig zu feiern, waren wir viel zu durch“, sagte Wallner. Heute Nacht treffen die Münchner nun auf die Brasilianer Matos und Melo oder die Franzosen Doumbia und Reboul. Gegen beide Doppel haben sie in dieser Saison einmal gewonnen. Ihr Traum vom ganz großen Coup in New York, er lebt.CHRISTOPH ARNOWSKI

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