ZUM TAGE

Einen zweiten Alonso gibt es nicht

von Redaktion

Ten Hags Aus in Leverkusen

Immerhin: Diesmal ging es schnell. Und so mag all das, was am Montag in Leverkusen passierte, für Erik ten Hag zwar eine neue Erfahrung gewesen sein, aber wahrscheinlich die bessere. Kein Jahr ist es schließlich her, da war es dem Niederländer auf dem Trainerstuhl von Manchester United genauso und doch ganz anders ergangen. Über seine Entlassung bei Manchester United war etwa 365 Tage spekuliert worden, jede einzelne Partie coachte der in Ungnade gefallene und wenig erfolgreiche Trainer gewissermaßen auf Bewährung. Dass man es in Leverkusen so weit nicht kommen lassen wollte, ist richtig und konsequent. Auch wenn die Blitz-Entlassung den Meister von 2024 für den Moment ins komplette Chaos stürzt.

Man kann sich ja kaum mehr vorstellen, dass es erst 500 Tage her sein soll, als Leverkusen von der Fußball-Welt gefeiert wurde. Endlich titelreif, endlich den Serien-Sieger aus München entthront: Dieses Team von Super-Sympathikus Xabi Alonso machte weit über die deutschen Grenzen hinweg Spaß und galt als Garant für einen dauerhaft spannenden Titelkampf. Dass der plumpe Phrasenschwein-Satz –„es ist leichter hochzukommen als oben zu bleiben“ – aber doch Wahrheit in sich trägt, mussten die Bosse um Fernando Carro und Simon Rolfes seitdem erfahren. Schon unter Alonso war nicht mehr so viel Leichtigkeit da wie noch im Meisterjahr – ohne den Architekten des Erfolges und acht (!) Spieler, die sich zu Höherem berufen fühlen, ist man auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Es muss ein Neuanfang her. Nicht schon wieder, sondern immer noch.

Er wird nun in andere Hände gelegt werden, Namen wie Marco Rose, Xavi, Edin Terzic machten am Montag schnell die Runde. Aber er sollte vor allem einem Plan unterliegen, der von oben vorgegeben und von allen Verantwortlichen mitgetragen wird. Dafür darf der Blick in den Rückspiegel nicht fehlen: Scheiterte ten Hag, weil er ten Hag war? Scheiterte er, weil er den Kader nicht im Griff hatte? Oder scheiterte er womöglich, weil er nicht Xabi Alonso ist? Und weil er nicht die nötige Zeit bekam, aus dem rundum erneuerten Spielermaterial eine Einheit zu formen?

Die Meinungen darüber gehen auseinander. Ten Hags Vita ist um ein ruhmloses Kapitel reicher, aber deutlich schwerer als das bedauerliche Einzelschicksal wiegt die Misere des Werkclubs. Noch ein Fehlschuss ist einer zu viel. Und nur als Tipp am Rande: Einen zweiten Alonso gibt es nicht.

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