Auf Trainersuche: Simon Rolfes. © IMAGO
Letzter Auftritt: Ten Hag am Samstag in Bremen. © IMAGO
Leverkusen – Die dunklen Wolken hingen bedrohlich tief über dem Rheinland, als Erik ten Hag nach der Turbo-Trennung mit finsterer Miene beim Vizemeister vom Hof rollte. Nach nur zwei Bundesliga-Spielen hat Bayer Leverkusen seinen Trainer entlassen und für einen Negativrekord gesorgt. Der Club bestätigte am Montag das Aus für den 55 Jahre alten Niederländer, der erst im Sommer als Nachfolger des Erfolgstrainers Xabi Alonso ins Rheinland gekommen war, „mit sofortiger Wirkung“ – und besiegelte das Ende eines Missverständnisses.
„Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Niemand hat sich diesen Schritt gewünscht. Doch die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass der Aufbau einer neuen und erfolgreichen Mannschaft in dieser Besetzung nicht zielführend gestaltet werden kann“, sagte Sportchef Simon Rolfes, der als Triebfeder der nun gescheiterten Verpflichtung ten Hags galt: „Wir glauben fest an die Qualität unseres Teams und werden nun alles daransetzen, in neuer Konstellation die nächsten Schritte in der Entwicklung zu gehen.“
So schnell wie Leverkusen entließ in der Bundesliga-Geschichte bislang kein anderer Club einen Trainer, der erst im Sommer verpflichtet worden war. Die Arbeit mit der Mannschaft wird laut Bayer „vorläufig der Assistenz-Trainerstab übernehmen“. Als mögliche Nachfolger von ten Hag, der einen Vertrag bis 2027 unterschrieben hatte, werden unter anderem der Spanier Xavi und Marco Rose gehandelt.
Die Trennung sei für ihn „völlig überraschend“ gekommen, sagte ten Hag wenige Stunden später – und schoss mit scharfer Kritik zurück. Er sprach von einem „beispiellosen“ Vorgang. Er habe das Gefühl, „dass dies nie eine Beziehung war, die auf gegenseitigem Vertrauen beruhte“. Der Niederländer verwies auch auf seine bisherigen Stationen: „In meiner gesamten Karriere habe ich als Trainer jede Saison bis zum Ende durchgehalten und Erfolg gehabt. Vereine, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben, wurden mit Erfolg und Titeln belohnt.“
Nur 505 Tage nach dem Gewinn der ersten Meisterschaft im April des Vorjahres gesteht sich die Bayer-Chefetage durch das Aus von ten Hag folgenschwere Fehler ein. „Eine Trennung zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison ist schmerzhaft, aber sie war aus unserer Sicht notwendig“, sagte Geschäftsführer Fernando Carro.
Nach einem durchwachsenen Auftritt im DFB-Pokal beim Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach (4:0) wartet die Werkself in der Liga auf einen Sieg. Die Unruhe war zuletzt gewachsen: Auf die Auftaktniederlage gegen die TSG Hoffenheim (1:2) folgte der Einbruch im Auswärtsspiel bei Werder Bremen (3:3), dabei verspielte Leverkusen in Überzahl einen Zwei-Tore-Vorsprung. Zu viel für die Bosse.
In Leverkusen galt ten Hag sowieso als zweite Wahl. Eigentlich wollte Bayer den Spanier Cesc Fabregas verpflichten. Nun geht die Trainersuche von vorne los.SID