Justin Verboomen mit Isabell Werth. © Lafrentz/Imago
Crozet – Justin Verboomen lernt schnell. Routiniert und kerzengerade stand der neue Doppel-Europameister der Dressurreiter nach seinem zweiten Triumph ganz oben auf dem Podium und ließ sich von niemand geringerem als der Legende Isabell Werth den Siegersekt in den Mund schütten. „Dieser zweite Sieg ist wirklich eine Überraschung für mich. Ich bin so stolz auf mein Pferd. Er ist so jung, ich bin einfach überwältigt“, sagte Verboomen zu seinem Triumph, ehe ihn die Emotionen überwältigten und Tränen flossen.
Beim geschichtsträchtigen ersten Sieg des Belgiers hatte Werth ihn zuvor noch für die Sektdusche quer über das Viereck jagen müssen, im zweiten Anlauf akzeptierte er sein Schicksal im Stile eines echten Champions. Den erneuten Triumph bei seiner EM-Premiere genoss der neue Dressurkönig Europas sichtlich.
Mit Siegen im Grand Prix Special und der Kür gewann er nicht nur als erster Belgier überhaupt EM-Medaillen, sondern stieß gleich bei seiner Premiere in den Kreis der ganz Großen vor. Erst im vergangenen Dezember hatte er auf Fünf-Sterne-Level debütiert. Doch der 38-Jährige sucht weder die große Aufmerksamkeit, noch scheint sie ihm sonderlich zu gefallen.
Das war nach seinem sensationellen Sieg beim CHIO Aachen im Juli – natürlich bei seiner Premiere – schon deutlich geworden: Leise, zurückhaltend, fast schon schüchtern sprach er auf der Sieger-Pressekonferenz. Immerhin ein paar Schwärmereien über sein Superpferd Zonik Plus ließ er sich entlocken. „Wirklich süß“ und „sehr sensibel“ sei der Neunjährige, „aber er ist auch ein Kämpfer und hat nicht vor vielen Dingen Angst.“
Er habe bereits „sehr viele“ Angebote interessierter Käufer erhalten, nach dem EM-Hype dürften weitere folgen. Anfänglich habe Verboomen „gezögert, weil ich ein Projekt habe, meinen eigenen Stall aufzubauen, und es schien nicht möglich, beides zu machen“, erklärte er.
Doch er brachte es nicht übers Herz, schließlich entdeckte er seinen Zögling im Alter von zwei Jahren in Portugal, brachte ihn mit drei nach Belgien, um ihn eigens zu entwickeln. Vor eineinhalb Jahren entschied er sich, Zonik zu behalten. Die Entscheidung zahlte sich nun aus.DPA