Schmeißt Eberl hin?

von Redaktion

Jackson kommt – aber Transferpolitik zermürbt Sportvorstand

Nach langem hin und her: Nicolas Jackson verstärkt nun doch Bayerns Offensive. © IMAGO/Winter

Resigniert: Eberl am Samstag. © Imago

München – Als Max Eberl nach dem 3:2 (2:0) seiner Bayern in Augsburg auf die Lehren des Spiels angesprochen wurde, richtete der Sportvorstand von sich aus den Fokus auf den dünn besetzten Kader: „Die Realität ist, dass wir offensiv kaum reagieren können. Wir können keine Spieler austauschen und keine großen Impulse von der Bank bringen. Die Jungs müssen mehr oder weniger das ganze Spiel durchspielen.“ Kurz vor Ende der Transferperiode kritisierte Eberl also jene Mannschaft, die er für die anstehende Spielzeit gebastelt hat. Das lässt tief in das Seelenleben des Sportchefs blicken.

Daran dürfte auch auch der Transfer von Nicolas Jackson vom FC Chelsea nichts ändern, der im letzten Moment doch noch geklappt hat. Der Angreifer wird ein Jahr ausgeliehen, die Bayern überweisen eine Gebühr von 16,5 Millionen Euro. Trotzdem hat der Transfersommer seine Spuren hinterlassen – auch bei Eberl.

Eine Woche ist es erst her, dass der 51-Jährige seine Kaderpläne dem mächtigen Aufsichtsrat präsentierte. Wie unsere Zeitung erfuhr, soll die Leih-Thematik bei der turnusgemäßen Sitzung des Gremiums durchaus kontrovers diskutiert worden sein. Nicht jeder kann sich vollumfänglich mit dem knallharten Sparkurs von Präsident Herbert Hainer und den beiden Aufsichtsratsmitgliedern Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge identifizieren.

Mehr noch: Innerhalb des Gremiums wächst die Sorge, dass Eberl nach dem chaotischen Transfersommer zeitnah von sich aus hinschmeißen könnte. Diesen Eindruck hatte man nach seinem Auftritt Montag vor einer Woche. Tenor: Eberl soll auf einen Abgang vorbereitet sein. Dann wäre der Bayern-Vorstand in Person von CEO Jan-Christian Dreesen nur noch einköpfig, weil Finanzvorstand Michael Diederich den Club bekanntlich verlässt und bisher noch kein Nachfolger gefunden wurde. Für Hainer wäre dieser Umstand als Aufsichtsratsvorsitzender eine Katastrophe.

Wie schwer es der Sportvorstand zwischen den bayerischen Alphatieren hat, zeigt folgendes Beispiel: Als Bayern-Trainer Vincent Kompany mit Wunschspieler Florian Wirtz über dessen Rolle in München gesprochen und sich dieser letztendlich für einen Wechsel zu Liverpool entschieden hatte, soll plötzlich Eberl in der Kritik gestanden sein. Der angebliche Vorwurf: Der Sportchef soll den Trainer nicht ideal auf das Gespräch mit Wirtz vorbereitet haben.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Eberl mit seiner Arbeit durchaus Angriffsfläche bietet. Leih-Budget hin oder her – im Transfersommer machte er wahrlich keine gute Figur. Nach den zahlreichen Abgängen in der Offensive (Leroy Sané, Thomas Müller, Kingsley Coman, Paul Wanner und Mathys Tel) hat es Eberl nicht rechtzeitig geschafft, für Ersatz zu sorgen.

Immerhin – das dürfte gut für Eberls Gemütslage sein – ist das Transferfenster in den großen Ligen Europas jetzt zu. Und er hat nun doch den Auftrag vom Aufsichtsrat ausgeführt und in Jackson seinen Leihspieler gefunden.M. BONKE, P. KESSLER, H. RAIF

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