Kapitän Verlaat verzweifelte. © sampics
Gleich wird sich hingelegt: Der VfB trieb es mit Zeitspiel auf die Spitze. © Imago
München – Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Schiedsrichter Cengiz Kabalakli hätte die Gelbe Karte in der ersten Halbzeit zwischen 1860 und Stuttgart II (1:1) am Samstag eigentlich nicht mehr wegstecken müssen, so häufig zückte sie der 28-Jährige. Sechs Verwarnungen sprach der Drittliga-Debütant zwischen der 24. Minute und dem Pausenpfiff aus, viermal für die Löwen, im Grünwalder Stadion hagelte es ein gellendes Pfeifkonzert.
Die Kartenflut verwunderte auch 1860-Mittelfeldmann David Philipp: „Von unseren Offensivspielern war ich ja der einzige, den er nicht verwarnt hat. Irgendwann habe ich ihn gefragt, ob er eigentlich merkt, dass er das Spiel komplett verliert?“ Der Frust bei den Sechzgern wurde nach dem 0:1 durch Mirza Catovic größer, die jungen Stuttgarter nutzten das clever aus, nahmen jeden Kontakt dankend an, ein wirklicher Spielfluss war vor der Pause nicht mehr zu erkennen – sehr zum Unmut von Löwencoach Patrick Glöckner: „Es wurde nur noch am Boden gelegen, das war Wahnsinn. Spielfluss konnte gar nicht zustande kommen. Sie haben das Spiel immer wieder verzögert. Mit Fußball hatte das wenig zu tun.“
Das Problem für die Sechzger: Die anderen Teams der Liga werden genau hingeschaut haben, wie auch erfahrene Spieler der Kategorie Kevin Volland oder Florian Niederlechner entnervt werden können. Beide Angreifer wurden von den Schwaben in viele Nebenkriegsschauplätze verwickelt, sahen jeweils Gelb und konnten somit ihre spielerische Extraklasse nur selten zeigen.
In Ausreden flüchtet sich bei den Sechzgern allerdings keiner. „Es lag hier nicht am Schiedsrichter dass wir nicht gewonnen haben. Wir waren einfach zu unsauber in unserem Spiel, da müssen wir dringend dran arbeiten“, betonte Philipp. 1860 wird sich daran gewöhnen müssen, dass die Gegner den Spielfluss unterbinden wollen, um die Löwen gar nicht erst in den Flow kommen zu lassen. Denn VfB-Coach Nico Willig machte gar keinen Hehl daraus, mit der Art und Weise, wie sich sein Team in Giesing präsentierte, zufrieden zu sein. „Wir haben uns als blutjunge Truppe in der ersten Halbzeit sehr gut in das Spiel reingekämpft, ich bin sehr zufrieden, wie sich meine Mannschaft präsentiert hat.“
Glöckner neben ihm zeigte keine Reaktion, doch im Löwen-Trainer wird es gebrodelt haben kurz nach dem Abpfiff. Der 48-Jährige muss sein Team künftig noch besser darauf einstellen, mit welchen Tricks auf dem Platz gearbeitet wird und wie es darauf reagieren muss, sonst sind die ersten Gelbsperren der Saison nicht weit. Kapitän Jesper Verlaat beispielsweise steht nach vier Spielen bei drei Verwarnungen. MBU