Starkes Team: Bregoli mit Zuspielerin Straube. © EPA
München – Als am Tag danach der Flieger in Richtung Heimat abhob, bewegten sich die Gedanken der deutschen Volleyballerinnen irgendwo zwischen trübe und kämpferisch. Mit dem 0:3 gegen Italien war wieder einmal ein großes Turnier früh vorbei. Doch nicht zuletzt Marie Schölzel sieht die Sache nun anders. „Wir dürfen nicht mit dem Gedanken an dieses Italien-Spiel aus dem Sommer rausgehen“, sagte die Mittelblockerin, „wir haben viele großartige Spiele gemacht. Die müssen wir in Erinnerung behalten.“
Tatsächlich zählte das deutsche Team in der Nationenliga zu den Lichtblicken. In Thailand bot es mit dem 2:3 gegen Polen eines der spektakulärsten Spiele des Turniers.. Und die Perspektiven scheinen günstig. Das Team ist jung, selbst Ausnahme-Mittelblockerin Camilla Weitzel ist gerade 25 Jahre alt und wird beim Fernziel Olympia 2028 in Los Angeles im besten Volleyball-Alter sein.
Und noch wichtiger: Die deutschen Leistungsträgerinnen spielen mittlerweile fast alle in internationalen Topligen in Italien, der Türkei, Japan oder den USA aktiv. „Das macht sich jetzt schon bemerkbar“, sagte die frühere Lenggrieserin Lena Stigrot. Das passt gut zum Trend: Mit der US-Liga LOVB und Japans neuer Eliteliga buhlen weitere Topklassen um internationale Spielerinnen.. „Damit haben Talente früher die Möglichkeit, sich in einer Liga wie in Italien zu beweisen“, erklärte Stigrot. Abzulesen etwa an der deutschen Spielmacherin Sarah Straube, die es vom Dresdner SC nun ebenfalls über den Brenner zieht – zum, unweit von Rimini beheimateten Club Omaq-MT San Giovanni.
Hinzu kommt Trainer Giulio Bregoli – ein echter Motivator, der die Mannschaft durch einen langen Sommer mit Stationen in Italien, Argentinien, Brasilien, Serbien, den USA und Polen bis zur letzten Etappe in Bangkok geführt hat. Und der Mannschaft nebenbei auch noch einiges Selbstbewusstsein eingeimpft hat.
Nicht zuletzt daran will der Italiener anknüpfen. Dann wartet nach der Nationenliga die EM in Aserbaidschan, Türkei, Tschechien und Schweden, bei der unbedingt mehr herauskommen soll als beim Turnier 2023, das die DVV-Auswahl als 11. beendete. Für Bregoli kein utopisches Ziel: „Die Mannschaft muss lernen, dass sie sportlich schon zur Weltspitze gehört.“RP