Wechselte nach Liverpool: Florian Wirtz. © Imago
Bayern-Patron Uli Hoeneß. © Langer/Imago
München – Lothar Matthäus hatte es prophezeit: Als der FC Bayern am Transfer von Nick Woltemade feilte, hatte der Rekord-Nationalspieler die kolportierte Transfersumme in Höhe von 60 Millionen Euro als „zu niedrig“ bezeichnet – und vom Münchner Ehrenpräsident Uli Hoeneß einen ordentlichen Rüffel kassiert: „Lothar hat nicht alle Tassen im Schrank.“ Letztendlich wechselte der Nationalspieler vergangene Woche für 85 Millionen Euro zu Newcastle United – und sorgte mit seiner Entscheidung für die Transfer-Überraschung des Sommers.
Sehr zum Bedauern von Matthäus übrigens, der in Woltemade einen Ersatz für Thomas Müller gesehen hätte, wie er bei der Vorstellung des Buches „Transfer Insider“ erklärte: „Er hat auch mal einen lockeren Spruch auf den Lippen, er ist ein guter Typ. So was fehlt vielleicht bei Bayern und er wäre es vielleicht gewesen.“
Seit dem Zoff um Woltemade herrscht Funkstille zwischen Matthäus und Hoeneß. Die Haltung des Bayern-Patrons sorgt bei Lothar für Unverständnis, vor allem nach der Rekord-Leihe von Nicolas Jackson: „Ich mache nicht die Preise, sondern Vereine und das Management machen die Preise. Und wenn man jetzt sieht, dass ein Spieler verpflichtet worden ist, der einen Weltrekord aufstellt – 16,5 Millionen Euro für eine Leihe für eine Saison – das ist Höchstpreis. Warum regt sich Uli Hoeneß dann bei mir auf, wenn ich sage, Woltemade kann 80 bis 100 Millionen Euro kosten – und die 16,5 Millionen Euro Leihe werden jetzt auch bezahlt.“
Eine berechtigte Frage. Erst am Dienstagabend gestand Hoeneß bei einer Gala der DFL in Berlin, dass er fassungslos sei, „was in den letzten sechs bis acht Wochen im internationalen Fußball passiert ist. Ich finde es völlig verrückt, was da abgeht“. Der langjährige Bayern-Manager schimpfte: „Wenn wir nicht aufpassen, werden die Leute irgendwann fragen: ‚Sind die eigentlich noch bei Verstand?‘ Ich arbeite für 2000 bis 3000 Euro netto im Monat, und gleichzeitig werden für mittelklassige Spieler 30, 40, 50 Millionen ausgegeben.“ Dies sei, „völlig gaga“.
Trotz der finanziellen Ungleichheit ist Hoeneß heiß auf den internationalen Vergleich in der Königsklasse: „Ich kann nur sagen, dass ich mich auf die kommende Saison freue, weil wir so wie Hoffenheim in die Champions-League-Saison gehen. Und genau das ist unsere Chance.“M. BONKE, V. TSCHIRPKE