Ein bisschen übertrieben hat Uli Hoeneß dann doch: „Ich freue mich auf diese kommende Saison, weil wir so wie Hoffenheim in die kommende Champions-League-Saison gehen. Keiner rechnet mit uns“, sagte Hoeneß am Dienstagabend bei der DFL-Gala in Berlin, auf der er für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
Dieses Lebenswerk besteht hauptsächlich aus dem FC Bayern, und geht es nach Hoeneß, bröckelt es so sehr, dass der deutsche Rekordmeister international kaum eine Chance mehr hat. Ganz so schlimm ist es natürlich nicht, mit einem fitten Kader ist der FCB durchaus im Stande, um den Champions-League-Titel mitzuspielen. Die Wahrscheinlichkeit dafür wird aber mit jedem Sommer, in dem Vereine wie Liverpool (482 Mio.) fast so viel ausgeben wie die gesamte spanische (683) oder französische Liga (636), deutlich geringer.
Nun stellt sich eine simple Frage: Wie soll die Bundesliga und der FC Bayern da langfristig mithalten? Hoeneß beantwortet sie so: Man dürfe niemals das Geld arabischer oder amerikanischer Investoren annehmen – so wie es in der Premier League üblich ist –, um eine Fußballkultur zu erhalten, die den normalen Fußballfan nicht verprellt. Damit hat Hoeneß recht und spricht vielen Fans (und dem Autor dieses Textes) aus der Seele.
Trotzdem löst es nicht die Probleme, vor denen die Bundesliga steht. Beides zu haben, eine investorenfreie Liga, deren Vereine trotzdem um die europäische Spitze mitspielen, wird nämlich in Zukunft immer schwieriger. Selbst der FC Bayern bekam das diesen Sommer zu spüren, als Florian Wirtz lieber nach England als nach München wechselte und Newcastle eine Summe für Nick Woltemade zahlte, die dem FCB schlicht zu viel war.
Bislang will der Rekordmeister bei solchen Ablösen nicht mitgehen, irgendwann kann er es womöglich nicht mehr. Um nicht zum europäischen Hoffenheim zu werden, braucht es kreative Transfers und starke Nachwuchsarbeit. Immerhin: Damit ist die TSG in ihrem ersten Bundesligajahr selber fast Meister geworden. VINZENT.TSCHIRPKE@OVB.NET