„Wir sind nicht meilenweit entfernt“

von Redaktion

Verteidiger Maxi Mittelstädt über die notwendigen Lernprozesse des DFB-Teams

Jubelt für den VfB: Maxi Mittelstädt. © Imago/Weber

Seit zwei Jahren fester DFB-Bestandteil: Mittelstädt. © DPA

Herzogenaurach/Bratislava – Zwei ereignisreiche Jahre liegen hinter Maximilian Mittelstädt (28). Nach dem Wechsel zum VfB Stuttgart startete der Außenverteidiger aus Berlin auf einmal durch: Vizemeisterschaft und Pokalsieg mit dem Verein, Aufstieg zum Nationalspieler, Heim-EM, Nations League. Und demnächst die WM?

Die Länderspielwoche begann mit dem Deadline Day. Er fiel auf den Tag der Zusammenkunft der Nationalmannschaft in Herzogenaurach. Haben Sie geguckt?

Ich habe das angeschaut. Es gab spannende Themen, bei uns in Stuttgart hat sich ja auch noch einiges getan. Generell wird es kurz vor Transferschluss hitzig, da werden Summen bezahlt, wie sie ein paar Wochen zuvor nicht denkbar waren. Aber wenn Bedarf entsteht, sind Vereine bereit, mehr zu investieren als üblich. Dass sich die Summen über die vergangenen Jahre nach oben bewegt haben, ist allerdings auch Fakt.

Beim VfB war Nick Woltemade plötzlich weg. Newcastle holte ihn.

Das ging alles schnell bei ihm. Jetzt bei der Nationalmannschaft hatten wir Zeit, uns auszutauschen. Für ihn freut es uns, dass er den Schritt in die Premier League gemacht hat, da wird er sich weiterentwickeln. Für uns ist es aber schade, dass wir den Spieler und den Menschen Nick verloren haben.

Nun geht es in die WM-Qualifikation, die Gegner sind: Slowakei, Nordirland, Luxemburg. Keine großen Namen. Dennoch wird man sich zur Achtsamkeit ermahnen.

Wir können nicht davon ausgehen, dass wir jedes Spiel 5:0, 6:0 gewinnen. Doch wir müssen es schaffen, dominant aufzutreten und keinen Zweifel aufkommen zu lassen. Die Slowakei mag als Fußballnation nicht den großen Namen haben, aber doch einige internationale Topspieler.

Fast die komplette Saison liegt noch vor Ihnen. Kann man da, wie vom Bundestrainer gefordert, die WM schon im Kopf haben?

Es ist jetzt eine extrem wichtige Zeit, denn es wird der Grundstein gelegt für ein erfolgreiches Turnier. Es sind zwar noch neun Monate, aber nicht mehr viele Spiele: sechs Quali- und vier Freundschaftsspiele, man sollte jedes ernst nehmen. Wir haben seit eineinhalb Jahren einen Kern, der sich gut entwickelt hat und das weiterhin tun sollte.

Julian Nagelsmann wurde kritisiert, dass er den Titel 2026 als Ziel ausgab. Er verteidigte sich mit der Argumentation, dass es die Mannschaft nicht motivieren würde, wenn er sagte, dass man die Vorrunde überstehen wolle. Was möchte man als Spieler vom Bundestrainer für eine Zielsetzung vernehmen?

Deutschland ist eine der größten Fußballnationen, natürlich sollte man sich die höchsten Ziele setzen. Jeder träumt davon, Weltmeister zu werden. Wir sind auch nicht meilenweit davon entfernt, wir haben Weltklassespieler, die seit Jahren auf diesem Niveau spielen. Wir müssen noch lernen, das Momentum auf unsere Seite zu ziehen. Wenn wir das Final Four der Nations League nehmen: Gegen Portugal sind wir in Führung gegangen, gegen Frankreich haben wir stark begonnen und waren lange auf Augenhöhe. Der nächste Schritt ist es, solche Spiele gegen Topnationen dann aber auch zu gewinnen.

Nagelsmann fordert ein besseres Verteidigen.

Durch unsere offensive individuelle Qualität sind wir immer in der Lage, Tore zu erzielen, nun müssen wir den Fokus auf die Defensive richten, aufs Umschalten nach Ballverlust. Das haben wir gegen Frankreich mit Mbappé und Olise gesehen, wie wichtig Konterabsicherung ist. Frankreich, das müssen wir uns eingestehen, hätte das Spiel gegen uns viel früher entscheiden können. Und auch für mich gilt: Obwohl ich gerne nach vorne gehe und flanke, bin ich im Kern Außenverteidiger.

Haben Sie im Hinblick auf den Sommer 2026 und was Sie in Amerika erwarten könnte, die Club-WM verfolgt?

Ich habe mir die Spiele angeschaut. Die Resonanz war nicht die beste, die Plätze nicht in bestem Zustand. Aber bei der WM wird auch in anderen Stadien gespielt, ich mache mir keine Sorgen, dass da nicht Topbedingungen herrschen werden.

INTERVIEW: GÜNTER KLEIN

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