KOMMENTAR

Deutscher Basketball-Rausch auf dem Prüfstand

von Redaktion

Natürlich blieb noch nicht einmal der EM-Gastgeber vom neuen deutschen Basketballrausch verschont. Kapitän Dennis Schröder & Co. fegten auch über Finnland so hinweg, wie sie in den Tagen von Tampere über alles hinweggefegt sind. Fünf Spiele, fünf Siege. Neben der Türkei ist man das einzige ungeschlagene Team. Im Schnitt schenkte der Weltmeister seiner Vorrundenkonkurrenz fast 106 Punkte ein. Fast überflüssig zu erwähnen, dass man so etwas von deutschen Basketballern noch nie erlebt hat. Noch nicht einmal beim historischen Triumph von 1993.

Man muss nicht weit zurückdenken: Bevor man ab 2022 unter Gordon Herbert in die Weltspitze stürmte, hätten auch die Aufgaben dieser EM-Vorrunde im deutschen Lager für einiges Kopfzerbrechen gesorgt. Finnland mit NBA-Star Lauri Markkanen? Litauen mit Spielmacher-Wunderkind Rokas Jokubaitis? Eigentlich kaum zu überwindende Hürden. Das ist heute ganz anders. Und dabei erwies sich die DBB-Auswahl sogar als resistent gegen Rückschläge. Den Ausfall des erkrankten Dirigenten Alex Mumbru steckte man ebenso schwerelos weg wie die Verletzung von Routinier und Anführer Johannes Voigtmann.

Natürlich weckt das Erwartungen. Die DBB-Auswahl – dann wohl auch wieder mit Bundestrainer Alex Mumbru – zieht als der große Goldfavorit ins neue Quartier im EM-Hauptspielort Riga ein. Allerdings wartet auf Schröder & Co. nun ein ganz neues Turnier: Die K.o.-Phase, schon mit einem einzigen schwächeren Tag könnte alles vorbei sein. Bei der WM 2023 wäre das größte Kapitel der deutschen Basketball-Geschichte nicht geschrieben worden, wenn Lettlands Davis Bertans in den Schlusssekunden gegen die holprigen Deutschen die Reuse statt nur den Ring getroffen hätte.

Und klar ist auch: In Riga warten andere Kaliber. Vielleicht noch nicht im Achtelfinale gegen Portugal. Spätestens aber im Halbfinale, in dem es nach Lage der Dinge zum Aufeinandertreffen mit dem Team kommen könnte, das viele vor dem Turnier noch höher eingeschätzt hatten. Die Serben nämlich, die mit ihrem Trainerfuchs Svetislav Pesic unbedingt mal wieder Gold mit nach Hause bringen wollen.

Die Deutschen werden da einiges dagegen haben.

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