Noch immer Nordirlands Held: Norman Whiteside. © imago
Köln – Zuletzt war Norman Whiteside mal wieder in den Nachrichten. Oder, besser gesagt: seine Frau. Und damit auch er. Nicht, weil der nordirische Fußball-Nationalheld immer noch der jüngste Spieler der WM-Geschichte ist. Nicht, weil er 1986 den bis heute letzten WM-Punkt der Nordiren gesichert hat, gegen Algerien, sechste Minute! Nein, ausnahmsweise einmal nicht deshalb.
Denn: Zutiefst empört und begleitet von harschen Social-Media-Posts haben Denise und Norman Whiteside nach 28 Jahren ihre Platin-Dauerkarten bei Manchester United zurückgegeben. Es ließe sich auch sagen, sie warfen sie dem Ex-Club des Idols vor die Füße: Sie hatten nach Jahren des Misserfolgs und unfreundlicher Behandlung keine Lust mehr auf den Mist.
Das Gute ist: Über die nordirische Nationalmannschaft gibt es vor dem Duell mit Deutschland in der WM-Qualifikation am Sonntag (20.45 Uhr/RTL) in Köln dergleichen nicht zu sagen. Das Team hat Bulgarien im Vorjahr mit 5:0 abgeschossen, zuletzt Schottland und Island besiegt, nur knapp gegen Dänemark verloren. Am Donnerstag gelang auch der Quali-Start mit einem 3:1 in Luxemburg – Tabellenführer! Es wächst die Hoffnung auf die erste WM-Teilnahme nach 40 Jahren. Seit Whitesides Zeiten eben.
„Davon träumt man immer“, gestand Michael O‘Neill. Der heutige Nationaltrainer war damals 16 Jahre alt und saß vor dem Fernseher, 30 Jahre später führte er Nordirland selbst zur EM 2016 in Frankreich. Whitesides Erben scheiterten erst im Achtelfinale an Wales.
O‘Neill erinnert sich gerne daran. Es sei „ein unglaubliches Erlebnis“, an einem großen Turnier teilzunehmen, sagte er, „insbesondere für eine kleine Nation wie uns. Das ganze Land steht hinter dir.“ Die Chance sei groß wie nie,
Das klang in der Europa-Gruppe A mit Deutschland recht vermessen, bis der viermalige Weltmeister am Donnerstag in der Slowakei zerbröselte. Das Spiel werde „zweifellos schwierig“, betonte O‘Neill gleichwohl, aber „mit einer guten Struktur und Strategie können wir bestehen. Daran müssen wir glauben.“
Der 56-Jährige erkennt jedoch die Unterschiede. Während quasi alle deutschen Nationalspieler auf Champions-League-Niveau seien, habe er einige Profis aus der zweiten oder dritten englischen Liga dabei. Immerhin aber auch Conor Bradley, Teamkollege von Florian Wirtz beim FC Liverpool, oder Mittelfeldtalent Shea Charles vom FC Southampton. Im Transferfenster haben sich mehrere Nordiren eine Liga nach oben gearbeitet.
Die Folge: „Die Spieler“, sagte O‘Neill, „kommen mit Selbstvertrauen zum Nationalteam und glauben an sich.“ Wie einst: Norman Whiteside. SID