Drei Tore gegen die Sorgen

von Redaktion

Mit umgestellter Elf mühsamer Pflichtsieg über Nordirland

Ein Lupfer, wie er sein muss: Serge Gnabry überwindet Torhüter Peacock-Farrell. © dpa/Marius Becker

Was passiert denn da? Nagelsmann beim 1:1 © AFP

Kam, sah und traf: Amiri vor dem 2:1. © IMAGO/Noah Wedel

Wieder auf WM-Kurs: Der Jubel und die Erleichterung über das 3:1 durch Florian Wirtz war groß. © IMAGO/Wedel

Köln – Tore sind die Währung des Fußballs, und wenn‘s klingelt und die Hymne „Major Tom“ gespielt wird, sind die deutschen Nationalmannschafts-Fans, die kurz zuvor noch ungehalten waren, auch wieder versöhnt. Und der Bundestrainer, am Samstag noch nach möglicher Jobangst gefragt, läuft jubelnd aufs Feld, als hätte er selbst getroffen wie in diesem Spiel Serge Gnabry, Nadiem Amiri und Florian Wirtz. Doch obwohl das 3:1 gegen Nordirland die Perspektiven in der WM-Qualifikationsgruppe erhellt, bleibt festzuhalten: Über weite Strecken war dieser Auftritt ähnlich besorgniserregend wie der beim 0:2 in Bratislava.

Zunächst ging‘s in Köln um die Vergangenheit des deutschen Fußballs, die seit Donnerstag noch leuchtender erscheint. Mats Hummels, letzte Länderspiel-Teilnahme im November 2023 und während seiner Karriere oft von den Stammtischen kritisiert, wurde in den Fußball-Ruhestand verabschiedet und anschließend mit warmem Applaus des verstorbenen 1990er-Weltmeisters Frank Mill gedacht. Aktionen, der der Anstand gebot, die aber auch die aktuelle Mannschaft ein wenig antreiben sollten. Denn das hatte Julian Nagelsmann ja als das große Defizit ausgemacht: Mangel an Emotion. Und so stellte er seine Elf auf der Hälfte der Feldpositionen um, die Kriterien, die für die Hereinnahme von Waldemar Anton, Robin Koch, Pascal Groß, Jamie Leweling und David Raum (von Beginn an) sprachen, lauteten: „Druckresistenz, Form, Emotionen.“ Der Dortmunder Groß bekam die Zusatzaufgaben „Verstehen und vermitteln“ als Instanz zwischen den Leadern Rüdiger und Kimmich und dem Rest der Mannschaft. Trainer-Blabla oder der Schlüssel zur Verbesserung?

Und es fing gut an, weil Deutschland etwas gelang, was drei Tage zuvor Spezialität der Slowakei gewesen war: Balleroberung im Mittelfeld, Umschalten, Torgefahr. So konnte in der 7. Minute Serge Gnabry den Nordiren entwischen und deren Tormann cool überlobben. 1:0, Erleichterung, Aufbau von Dominanz, Herausspielen von ein paar Chancen, bei denen die letzte Instanz, zweimal Nick Woltemade, sich aber verzettelte. Ab der 30. Minute wagte Nordirland sich aus der Deckung, kam zu einem Freistoß, einer Ecke – und daraus resultierend zum 1:1 (34,). Isaac Price stand völlig frei, schoss volley ein, Antonio Rüdiger kratzte sich schuldbewusst am Ohr, doch zuständig gewesen wäre Kollege Gnabry. Die Emotionalität schlug um in Nervosität. Folge: eine Fehlpassorgie – Pfiffe zur Pause, ein in die Kabine hastender Bundestrainer.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs spielte Nordirland mehr um den deutschen Strafraum herum, als dass die DFB-Elf vor dem ihres Gegners aufgetaucht wäre. Jamie Lewelings Entlastungsangriffe landeten im Nirgendwo. Im Kölner Stadion waren die Gäste-Fans lauter zu vernehmen als der deutsche Anhang. Torgefahr baute das DFB-Team in dieser Phase nur aus Freistößen auf, bei denen Raum (63.) und Koch (64.) wenigstens zum Abschluss kamen. Doch Nordirland patzte, Amiri, eingewechselt, konnte das 2:1 erzielen (69.), Wirtz mit einem Freistoß das 3:1 (72.). Ein Ergebnis-Happy-End.GÜNTER KLEIN

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